Tagebuchaufzeichnungen
von
Henriette Schneider (1872-1947)
Auszüge aus dem 4. Band (1929-1937)
Dienstag, 1. 1. 1929,
Neujahr
Tief verschneit liegt
Wald und Feld – ein wunderbares Bild ...
Mittwoch, 2. 1. 1929
Der junge Lehrer (Herr
Seidenstücker) aus Magdeburg zog hier ein. Er ist 28
Jahre alt, gefällt uns gut ... Bei uns ist er Gast, bis er eine Pension
gefunden hat.
Sonntag, 13. 1. 1929
... Familie Mühlenberg
zu Besuch ... Herr Seidenstücker verschönte den Abend
mit seinem Klavierspiel.
Mittwoch, 16. 1. 1929
... Karl schrieb aus
Königsberg ... Morgen hat Lottchen einen großen Tag,
der Präsident besucht sie im Unterricht!
Mittwoch, 30. 1. 1929
... Seidenstücker Kaffee- und Abendgast, spielte wieder sehr
nett Klavier ...
Montag, 11. 2. 1929
Die Schule ist wegen
der Kälte geschlossen.
Dienstag, 12. 2. 1929
... Else schrieb von
dem großen Frost auch in Königsberg, nur in der Uni ist es warm. ...
Freitag, 15. 2. 1929
Annas 51. Geburtstag
... Spät erschienen unsere Gäste ... Seidenstücker
trug viel zur Unterhaltung bei. Er spielt sehr nett Klavier ...
Montag, 18. 2. 1929
... Die Zeitungen
berichten: der kälteste Winter seit 154 Jahren ...
Freitag, 22. 2. 1929
... Die Schule beginnt
wieder ... Abends der Nachbar zum Skat ...
Sonnabend, 23. 2. 1929
... Die Kleinbahn nach
Lyck ist noch
immer außer Betrieb ...
Freitag, 1. 3. 1929
Um 3 Uhr trafen die
Kinder (Karl, Else, Lore) aus Königsberg ein. ...
Dienstag, 5. 3. 1929
Die Kleinbahn nach Lyck geht wieder, wir atmen auf ...
Montag, 11. 3. 1929
... Das Schlachten
ging gut, trotz der großen Kälte. 167 Pf Fleisch lieferte das Tier ...
Sonnabend, 16. 3. 1929
Mit 26 Rauchwürsten
ist die Schlachterei beendet, wir sind froh ...
Sonntag, 17. 3. 1929
... Frau Rievers schrieb, daß für mich
immer ein Plätzchen sei ...
Donnerstag, 21. 3.
1929
Lotte hat ihr Examen
in Königsberg bestanden . ...
Freitag, 22. 3. 1929
Fahrt nach Lötzen, Herr Rievers empfing mich
...
Sonnabend, 23. 3. 1929
Feier bei Homms, Dorchens Konfirmation,
viele Gäste (Kemkes, Herr v. Streng, ...) ...
Dienstag, 26. 3. 1929
Rückfahrt nach Mrossen, Station in Widminnen,
ich besuchte Frau Kemke und hatte Radiogenuß
Mittwoch, 27. 3. 1929
... Schulschluß, Seidenstücker fuhr
ab.
... Lotte kommt von
Königsberg ... Wir ließen sie von Sybba holen ...
Sonnabend, 30. 3. 1929
Lotte hat Karten von Papajewski aus Schneidemühl und
Hannover. Er ist auf der Fahrt nach Paris ...
Sonntag, 31. 3. 1929
Ostern ...
Freitag, 5. 4. 1929
... Am Nachmittag
gingen wir (Willy, Lotte und ich) über den (noch zugefrorenen) See zu
Mühlenbergs ...
Sonntag, 7. 4. 1929
... Helmut Papajewski schrieb lang und viel aus Paris ...
... Abends langer Skat
bis 11 Uhr mit Willimzig und Pietrzeniuk.
Dienstag, 9. 4. 1929
... Lotte war sich dem
Direktor vorstellen, der ihr sehr gut gefiel ...
Mittwoch, 10. 4. 1929
Schulanfang ... Lotte
kam um 3 Uhr, befriedigt vom ersten
Schulgang ...
Sonnabend, 13. 4. 1929
... Papajewski schrieb schon aus London ... Lotte heute 5
Stunden ...
Mittwoch, 17. 4. 1929
Der See beginnt am
Rande zu tauen ...
Dienstag, 23. 4.1929
... Frau Rievers schrieb traurig, fast alle Obstbäume im Garten sind
erfroren ...
Mittwoch, 24. 4. 1929
Karl, Else und Lore
fuhren heute nach München, Unterkunft bei Frau Randl
...
Mittwoch, 1. 5. 1929
Die Kinder schickten
einen Gruß aus Nymphenburg ...
Donnerstag, 2. 5. 1929
Von den Kindern ein
Gruß ... In München ist schon alles grün ... Das Essen in der Mensa behagt nur
zum Teil ...
Mittwoch, 8. 5. 1929
...Karte von den
Kindern. Sonntag sind sie am Starnberger See gewesen ...
Donnerstag, 16. 5.
1929
... von München ein
Gruß ... Sie wollen Pfingsten nach Berchtesgaden fahren...
Freitag, 17. 5 1929
Pfingstferien ...
Montag, 27. 5. 1929
Fahrt nach Lötzen zu Homms und Rievers ...
Mittwoch, 29. 5. 1929
In Rievers
Garten sind 430 Bäume erfroren, nur 26 sind lebend geblieben
...
Rückfahrt nach Mrossen ...
Von den Kindern eine
Karte aus Partenkirchen ...
Mittwoch, 5. 6. 1929
Lotte bis 9 ½ Uhr in Lyck zur Konferenz ...
Donnerstag, 6. 6. 1929
Von den Kindern ein
Brief ... Sonntag macht Karl einen Ausflug nach Herzogsstand mit den Geographen.
Lore kann nicht mit, da ihr benagelte Schuhe fehlen ...
Hier 4 Seiten falsch eingeordnet (14. 4. – 9. 5. 1932)-
Sonntag, 9. 6. 1929
Von den Kindern die
Nachricht, daß sie 4/5 Ermäßigung erhalten. Statt 500
M müssen sie nur 100 M bezahlen. ...
Freitag, 14. 6. 1929
... Lotte hat mit
ihrer Klasse einen Ausflug nach Rudzanni gemacht ...
Sonnabend, 15. 6. 1929
Von den Kindern ein
Brief ... Else und Lore wollen einen Ausflug mit dem Seminar nach Salzburg
machen und brauchen dazu Geld (50 M), das ihnen geschickt wird. ...
Mittwoch, 19. 6. 1929
Von den Kindern ein
Gruß ... Karl machte mit den Geographen einen Ausflug nach Tegernsee ...
Montag, 24. 6. 1929
... Frau Möller
schrieb ich, wenn’s geht, fahre ich im August hin.
Donnerstag, 27. 6.
1929
Karl schrieb u. a., daß sie im Deutschen Museum waren ...
Helmut Papajewski ist auch schon zu Hause und arbeitet dort für
seine große Sache ...
Donnerstag, 4. 7. 1929
... Karl schrieb nach
seiner Heimkehr aus dem Kaisergebirge sehr befriedigt über den Ausflug ...
Dienstag, 9. 7. 1929
Früh fuhr Lotte ab
nach Königsberg ...
Sonntag, 14. 7. 1929
Von den Kindern ein
Gruß, der ihre Abfahrt von München am 29. ankündigt ...
Dienstag, 16. 7. 1929
Die Kinder schrieben, daß sie am 1. August eintreffen werden und zwei Tage in
Berlin bleiben wollen ...
Mittwoch, 24. 7. 1929
Von den Kindern zwei
Karten von ihrem Sonntagsausflug ins Isartal ...
Sonnabend, 27. 7. 1929
Lotte ließ sich einen
Bubikopf schneiden. Nun war ich nicht mehr so sehr entsetzt wie bei Else – man
gewöhnt sich an alles.
Donnerstag, 1. 8. 1929
Lottes Schule begann
... Um 3 Uhr erschien sie mit den Dreien (Else, Karl, Lore), die frisch und
vergnügt eintrafen. ... Das Fragen und Erzählen fand kein Ende.
Dienstag, 6. 8. 1929
Karls 22. Geburtstag
...
Sonntag, 11. 8. 1929
In deutschen Landen
feiert man die Verfassung ... auch hier wehen zwei Fahnen ...
Sonnabend, 24. 8. 1929
Fahrt zu Möllers nach Junkerken, über Tolksdorf ...
Dienstag, 3. 9. 1929
Rückfahrt nach Mrossen ...
Donnerstag, 5. 9. 1929
Anna hat starke
Schmerzen im Bein ... Dr. Pfeifer legte den Fuß in Gips ...
Freitag, 6. 9. 1929
Anna hörte im
Krankenhaus, daß sie im Knie Tuberkeln hat. ...
Mittwoch, 11. 9. 1929
Anna lag gestern in
der Sonne, was ihrem Bein gut tat ...
Freitag, 13. 9. 1929
Pfeifer macht uns
Hoffnung, daß das Knie wieder ganz gesund wird, es
wird aber sehr lange dauern ... Helmut kommt morgen ...
Sonnabend, 14. 9. 1929
... Karl brachte um 3
Uhr Helmut ins Haus, er kam als Freund von Königsberg ins Haus und gibt sich
als solcher. Er gefällt uns allen sehr gut. Wir glauben und hoffen, daß er Lottes Lebensweg froh gestalten wird. Bei Frau Bienkowski mieteten wir für ihn ein Zimmer. ...
Sonntag, 15. 9. 1929
Mein 57. Geburtstag
...
Von Helmut erbat ich mir das Tanten-Du, womit er zufrieden scheint
...
Montag, 16. 9. 1929
Helmut ist im Kurhaus
(in Lyck) sehr gut untergekommen. ...
Dienstag, 17. 9. 1929
Von Helmut sahen wir
nicht viel. Er arbeitet von 8 Uhr bis 3 Uhr durch. Still und bescheiden geht er
seinen Weg. ...
Mittwoch, 18. 9. 1929
... Helmut taut auf,
er spricht „eine gute Handschrift“. Nur wenn Besuch ist, schweigt er sich aus,
und die Leute bekommen eine ganz falsche Meinung von ihm. ...
Freitag, 20. 9. 1929
... Anna mußte wieder nach Lyck, der
Gipsverband wurde verbessert. Er wiegt annähernd 30 Pfund! ...
Dienstag, 24. 9. 1929
... Mit Paps (Papajewski) einen sehr netten letzten Abend verlebt.
Mittwoch, 25. 9. 1929
... Lotte fuhr mit Papajewski nach Königsberg ...
Sonntag, 29. 9. 1929
Frau Homm, Else Kemke und Frau Dr.
Pfeifer kamen mit dem Auto Anna besuchen ...
Mittwoch, 2. 10. 1929
Der alte Hindenburg
feiert heute seinen 83. Geburtstag ...
Dienstag, 8. 10. 1929
Lotte kam aus
Königsberg und brachte Ima mit ...
Sonnabend, 12. 10.
1929
... Wie meine Schrift
sich ändert, bald besteht sie nur noch aus Haken. Daran sieht man, daß man alt wird.
Sonntag, 13. 10. 1929
... Schon zum Kaffee
der Nachbar und dann langer Skat.
Sonnabend, 19. 10.
1929
Fahrt nach Lötzen zu Rievers und Homms ...
Sonntag, 20. 10. 1929
Rückfahrt nach Mrossen ...
Dienstag, 29. 10. 1929
Lore fährt nach
Königsberg (zum Studium)...
Mittwoch, 30. 10. 1929
Else und Karl fahren
nach Königsberg (zum Studium) ...
Freitag, 1. 11. 1929
Lotte mit Beschwerden
zu Dr. Pfeifer. Der riet Lotte, den Blinddarm entfernen zu lassen. Morgen geht
sie in die Klinik ...
Sonnabend, 2. 11. 1929
Dr. Pfeifer meldete, daß die Operation gut verlief.
Sonnabend, 9. 11. 1929
Die guten Kinder
schreiben täglich der armen Mutter, die in ihrer Hilflosigkeit ein trauriger
Anblick ist ...
Montag, 11. 11. 1929
Um 3 Uhr traf Lotte
(aus der Klinik) hier ein, sehr matt und müde, aber scheinbar ganz gesund ...
Willy legt sein Amt als Vorsitzender des Schulvorstandes nieder
...
Sonntag, 24. 11. 1929
Helmut hat auch arge
Blinddarmschmerzen, schreibt er an Lotte.
Montag, 25. 11. 1929
Bei uns ziehen neue
Sorgen hoch ... bei Lotte sind im Blut Tuberkeln gefunden worden ...
Mittwoch, 27. 11. 1929
Lotte fuhr mittags
nach Königsberg ...
Freitag, 29. 11. 1929
Lotte meldete, daß Joachim Tuberkeln nicht finden konnte
...
Sonnabend, 30. 11.
1929
Lotte mit Helmut
zurück aus Königsberg ...
Sonnabend, 7. 12. 1929
Anna durfte heute den
Gipsverband für eine Stunde abnehmen ...
Montag, 16. 12. 1929
Ein Schwein wurde geschlachtet,
das 190 Pf Fleisch hatte ...
Mittwoch, 18. 12. 1929
Um 3 Uhr kam Else (aus
Königsberg) ...
Freitag, 20. 12. 1924
Karl kam um 3 Uhr (aus
Königsberg) ...
Sonnabend, 21. 12.
1929
Lore traf ein (aus
Königsberg) ...
Dienstag, 24. 12. 1929,
Heiligabend
... der Abend kam mit
seinem Lichterglanz ...
Mittwoch, 25. 12. 1929
Am Vormittag gingen
Lotte, Karl und Lore zu Mühlenbergs ...
Dienstag, 31. 12. 1929,
Silvester
... Wir saßen bei
brennendem Christbaum, und die Kinder sangen Lieder, die Abschied nahmen vom
alten Jahr.
Neujahr, 1. 1. 1930
Lotte fuhr mittags zu
Helmut nach Königsberg ...
Montag, 6. 1. 1930
Die Kinder fahren ab
(nach Königsberg zum Studium) ...
Sonntag, 19. 1. 1930
Elses 25. Geburtstag
...
Freitag, 31. 1. 1930
Morgen fährt Lotte
nach Königsberg ... Bin gespannt, was sie bei Dr. M. hören wird ...
Dienstag, 18. 2. 1930
... Rievers gratulierte ich zum 20. 2. Er wird 60 Jahre alt ...
Dienstag, 25. 2. 1930
Helmut schrieb gestern
an Lotte, daß er am Mittwoch zu uns kommt und bis
Sonnabend bleibt ...
Mittwoch, 26. 2. 1930
Lotte kam spät mit Helmut ...
Freitag, 28. 2. 1930
Um 3 Uhr kamen Karl und
Else an (aus Königsberg) ...
Lore hat das Examen
gut bestanden und ist jetzt Turn- und Sportlehrerin ...
Abends gab es einen
bösen Krach zwischen Karl und Helmut. Oh, sie gehen über die Nerven, diese
Auftritte. Man muß die Ohren steif halten und zu
vermitteln suchen, wenn es auch nutzlos ist.
Sonnabend, 1. 3. 1930
Lotte und Helmut
fuhren mit dem ersten Zug ...
Montag, 3. 3. 1930
Mit Lotte gab es eine
große Aussprache ... Papajewski kommt nicht mehr in
unser Haus. Anna will ihn nicht mehr sehen. Wer hätte das je gedacht. Lotte
hält treu zu ihm, so muß es wohl sein. Hoffentlich
dankt er es ihr. Man könnte sich rein an den Kopf fassen über alles, das in den
letzten Tagen hier über die Bühne zog. Ich frage immer von Neuem:
wie ist es nur möglich, daß wir das erleben müssen?
Sonnabend, 7. 3. 1930
Lotte fuhr nach
Königsberg. Ob sie etwas ausrichten wird? Ein Telegramm von Papajewski
sagt uns, daß er zum Klagen bereit ist, wenn nicht
Abbitte erfolgt! „Der liebe Gott hat viele Kostgänger“ und „Wie groß ist Dein
Tierreich, oh Herr?“ Was werden wir noch alles erleben? ...
Sonntag, 8. 3. 1930
Die Kinder holten
Lotte von Lyck ab. Sie erzählte Anna, daß Papajewski die Klage zurücknimmt
und daß sie nach Lyck
zieht, um nicht mit den Kindern (Karl, Else, Lore) zusammen zu sein ...
Donnerstag, 20. 3.
1930
Nachdem Hindenburg den
Young-Plan unterschrieben hat, hat er es nun auch mit dem Polen-Abkommen getan
... Für mich ist er alt, und man kann sagen: „Herr vergib ihnen, denn sie
wissen nicht, was sie tun“ ...
Dienstag, 1. 4. 1930
Frau Rievers sandte mir liebe Zeilen ... Sie wollen das Haus
verkaufen, das sich nicht verzinst ...
Freitag, 4. 4. 1930
In der Schule hielt
ich die letzte Handarbeitstunde für die Mädel, die Sonntag eingesegnet werden und
am 8. die Schule verlassen ...
Dienstag, 8. 4. 1930
Lotte bleibt an der
Goetheschule (in Lyck), vorläufig bis zum Herbst ...
Dienstag, 22. 4. 1930
Frau Rievers schrieb mir ... Sie stehen vor dem Hausverkauf ...
Ernst Homm ist nicht versetzt, große Trauer darüber
dort ...
Sonnabend, 26. 4. 1930
Willys 57. Geburtstag
...
Dienstag, 29. 4. 1930
Mit schweren Koffern
und Paketen zogen die drei (Karl, Else, Lore) ab, von Willy bis Lyck begleitet. Nun sind sie fort, die 5 Wochen werden auch
vergehen ...
Dienstag, 6. 5. 1930
Frau Rievers meldete mir den Hausverkauf an Bethanien
...
Sonntag, 11. 5. 1930
Lotte in Königsberg,
die arme Seele, hin- und hergerissen zwischen Liebe
und Pflicht ...
Dienstag, 20. 5. 1930
Lore teilte mit, daß sie in der Mensa tanzen ging. „Schön ist die Jugend,
sie kommt nicht mehr“ ...
Sonnabend, 31. 5. 1930
... Lore fährt morgen
auf die Nehrung. Anna ist ganz munter und viel im Freien. Willy in Lyck und ich allein mit der Kuh.
Mittwoch, 4. 6. 1930
95 Jahre wäre unser
Vater heute ...
Freitag, 6. 6. 1930
Die Kinder trafen
heute um 3 Uhr ein (Pfingstferien) ... und nahmen mir alle Arbeiten ab ... Ich
war schon am Rande meiner Kraft ...
Pfingstmontag, 9. 6.
1930
... Der Abend vereinte
viel Jugend zum Sing-Sang bei uns.
Donnerstag, 12. 6.
1930
Anna ist auf den guten
Gedanken gekommen, daß wir die Wirtschaft aufgeben
und alles verpachten ...
Freitag, 13. 6. 1930
Endlich einige wenige
Worte von Lotte ... Anna ist innerlich doch noch nicht so weit wie die
Geschwister, die mit Lotte ganz gebrochen haben.
Montag, 16. 6. 1930
Um ½ 7 fuhren die
Kinder ab (nach Königsberg) ...
Mittwoch, 18. 6. 1930
Else meldete, daß Frau Homm in Rauschen
gefallen ist und ihren Stumpf verletzt hat – arme Frau ...
Montag, 23. 6. 1930
Von Frau Rievers ein langer Brief, Sonntag sind sie schon im neuen
Heim. ...
Ein Brief von Frau Kemke (Widminnen). Sie sind
wieder ins große Haus gezogen, weil die Wohnungen im kleinen
leichter zu vermieten sind. ...
Mittwoch, 25. 6. 1930
Herrn Heumann
gratulierte ich zum 60. Geburtstag und schenkte ihm die Doktorarbeit von Ernst Schnerling, Werden und Gedeihen der „Georgina“ betreffend.
...
Sonnabend, 28. 6. 1930
Anna bei Dr. Pfeifer,
der mit dem Fuß sehr zufrieden ist ...
Mittwoch, 2. 7. 1930
... Seefeld ist im
Lande und wird uns auch beehren.
Freitag, 11. 7. 1930
... Lotte fuhr heute
zur Schwiegermutter – wie wird es da enden?
Dienstag, 22. 7. 1930
... Lore fährt nach
Dresden. Die 6 besten Faustballspielerinnen traf diese Vergünstigung und
darunter ist unsere kleine Lore. Alles haben sie frei, wie fein. ...
Sonnabend, 26. 7.1930
Heute ist unsere Lore
in Dresden! Sie sind nach dort von der Uni zur Hygiene-Woche geschickt. ...
Montag, 28. 7. 1930
Welitz (Allenstein) fragte, ob wir ihm für Talken die Kuh verkaufen möchten. Ich schrieb ihm, daß sie nicht zu haben ist. ...
Dienstag, 29. 7. 1930
Willy ist mit seinen
Nerven vollständig auf dem Riß - traurig
Donnerstag, 31. 7.1930
Die Ferien sind zu
Ende. Lotte ist schon in Lyck ...
Karl erschien froh und
vergnügt und braun gebrannt (aus Königsberg). Er bewegte sich gleich in seinem
Alltag und hing den Studenten an den Nagel ...
Freitag, 1. 8. 1930
Mit dem 8 Uhr Zug
erschien Lotte ... Sie ist mit ihrem Herzen noch so herunter, daß der Arzt ihr noch einen Urlaub von 3-4 Wochen erwirkte
... Sie hat noch viele Hefte zu korrigieren und bleibt bei Martha bis alles
beendet ist.
Sonnabend, 2. 8. 1930
Zu Mittag kam Lotte, sie
fährt Dienstag nach Königsberg.
Mittwoch, 6. 8. 1930
Karl heute 23 Jahre
alt. Man sieht es ihm nicht an, er sieht jünger aus.
Donnerstag, 7. 8. 1930
Fahrt nach Widminnen zu Kemkes. Frau Kemke und Ernst holten mich ab. ...
Freitag, 8. 8. 1930
Früh im Auto schnelle
Fahrt nach Talken über Rostken,
wo ich die Heimat grüßte. ...
Allein Gang nach dem Pammerer Friedhof, wo alles unverändert ist. ... Bei Ballers die Zinsen bekommen ... Bei Kopkas
zu Mittag ... Um ½ 4 Rückkehr mit dem Auto nach Widminnen.
Sonnabend, 9. 8. 1930
Rückfahrt nach Mrossen ...
Montag, 11. 8. 1930
Seefeld sprach vor, am
14. reisen sie ab. ...
Dienstag, 12. 8.1930
Else fuhr ab ...
lernen zum Staatsexamen ...
Freitag, 15. 8. 1930
Schulanfang ...
Dienstag, 19. 8. 1930
Lotte schrieb von Lyck aus, sie bleibt einstweilen bei Martha. Steinberg war
mit ihr zufrieden ...
Mittwoch, 27. 8. 1930
Onkel Eduard mit Frau
Anna kommen zu Besuch ...
Sonnabend, 30. 8. 1930
... Am Abend langer
Skat mit Onkel Eduard, der bedeutend besser spielt als vor vier Jahren.
Freitag, 5. 9. 1930
Willy mit der Schule
in Sybba zur Teilnahme an den Reichsjugendwettkämpfen
...
Montag, 8. 9. 1930
Herr Seidenstücker 30 Jahre alt ...
Dienstag, 9. 9. 1930
Die Zeitungen sind
voll von Parteiengezänk, ich mag das alles gar nicht mehr hören
.
Montag, 15. 9. 1930
Mein 58. Geburtstag
... viele gratulierten per Post ...
Sonnabend, 18. 9. 1930
... Lotte bleibt nicht
in Lyck. Wohin sie kommt, ist ungewiß.
Donnerstag, 25. 9.
1930
... Seidenstücker fuhr mit seiner
Braut gen Magdeburg. Wie wird diese Verlobung enden? ...
Sonnabend, 4. 10. 1930
Else fährt heute nach
Danzig. Möge ihr alles wohl gelingen, da sie Reiseleiterin ist, bei über 20
Teilnehmern.
Freitag, 10. 10. 1930
Lotte kam um 3 Uhr.
Sie ist entschieden erholt und hofft, daß sie es in
Marienburg besser als in Lyck haben wird. ...
Sonnabend, 11. 10.
1930
Von Lore ein Brief mit
den Daten des Latinums. Am 17. schriftlich, am 24. mündlich. ...
Sonntag, 12. 10. 1930
... Packen für Lottes
Abreise. Am Abend war alles fertig.
Montag, 13. 10. 1930
Das Auto war zur Zeit da, und ich brachte Lotte zur Bahn. Sie war sehr
tapfer. Man sah es ihr nicht an, daß sie für immer
von uns ging. ...
Donnerstag, 16. 10.
1930
Lotte schrieb, daß sie (in Marienburg) ein nettes Zimmer gefunden hat ...
Von der Schule hat sie den Eindruck, daß es nett sein
wird.
Sonnabend, 23. 10. 1930
Fahrt nach Lötzen zu Rievers ... Ich fand Rievers in einer reizenden Wohnung und auch sonst mit mehr
Hoffnung in die Zukunft schauend. Abends zu Homms, wo
ich alles unverändert vorfand ...
Sonntag, 26. 10. 1930
Am Vormittag besuchte
ich das Heim (Bethanien) und ließ mich vornotieren –
und wann ziehe ich ein? ... Nach dem Kaffee gingen wir an den See. Dort nahm
ich die neuen Anlagen, von Herrn Rievers geschaffen,
in Augenschein. Wunderbares hat der Mann geleistet und sich damit für immer ein
Denkmal gesetzt. ...
Montag, 27. 10. 1930
Rückfahrt nach Mrossen ...
Donnerstag, 30. 10.
1930
... Anna spielt jeden
Tag Skat mit den Kindern ...
Sonntag, 2. 11. 1930
Karl und Lore fuhren
mittags ab (nach Königsberg) ...
Dienstag, 18. 11. 1930
... Von Papajewski an Anna eine Drucksache „zum Nachdenken“,
betrifft die Aussichtslosigkeit des Anstellens von Studienräten. – Anna ist
erschlagen.
Freitag, 21. 11. 1930
Am Nachmittag erschien
der Nachbar mit zwei Händlern, die die Kuh kauften ...
Sonnabend, 22. 11.
1930
Heute
Protestversammlung der Studenten vor der Uni Königsberg... Zusammenstöße mit der Polizei. Karl war dabei
...
Donnerstag, 11. 12.
1930
Lores 22. Geburtstag,
sie erwartet 16 Personen zum Kaffee ...
Sonnabend, 13. 12.
1930
Von den Kindern ein
glückseliger Brief. Karl bekam den ganzen Gebührenerlass und Lore den halben.
Sonntag, 14. 12. 1930
Da keine Post, ist man
von der ganzen Welt abgeschnitten. Anders Seidenstücker,
der das Neueste im Rundfunk hört.
Freitag, 19. 12. 1930
Karl kam um 3 Uhr an und
hatte viel von der Protestkundgebung zu erzählen ...
Abends der Nachbar zum
Skat.
Montag, 22. 12. 1930
Die Kinder (Else und
Lore) trafen heute ein, froh und vergnügt und voll Freude, zu Hause zu sein ...
Dienstag, 23. 12. 1930
Weihnachtsfeier in der
Schule ...
Freitag, 26. 12. 1930
Viel Besuch
(Mühlenbergs, Seidenstücker mit Braut, ...), abends
Skat ...
Sonnabend, 27. 12.
1930
Am Stall -25 °C, das
ist ein schönes Temperaturchen! ...
Silvester, 31. 12.
1930
„Des Jahres letzte
Stunde ertönt mit ernstem Schlag“ ... Wir feierten Silvester. Lore spielte,
Lieder wurden gesungen ... Dann beschloß ein langer
Skat das alte Jahr ... Wir sind glücklich und zufrieden!
Sonnabend, 3. 1. 1931
Von Lotte ein langer
Brief. Sie kommt nicht mehr zu uns, die Zeit ist ihr zu kurz geworden. ...
Sonntag, 4. 1. 1931
Mittags fuhr unsere
„Frohnatur“, unser liebes Elske, ab zu schwerer Examensarbeit
...
Dienstag, 6. 1. 1931
Die Kinder (Karl,
Lore) fuhren mittags ab ...
Montag, 19. 1. 1931
Unser liebes Elske 26
Jahre alt ...
Dienstag, 20. 1. 1931
Aus Kattenau kam die Todesanzeige. Sonntag ist Fritz zur Ruhe
gegangen, als erster unserer Generation ...
Freitag, 6. 2. 1931
Ein Schwein wird
geschlachtet ...
Sonnabend, 7. 2. 1931
Um 3 Uhr erschien
Else, sehr vergnügt ...
Sonntag, 15. 2. 1931
Annas 53. Geburtstag
... viele Gäste ...
Freitag, 20. 2. 1931
Von den Kindern ein
kurzer Gruß, heute Abend gehen sie in einen großen Nazivortrag
...
In der Schule Sitzung
des Schulvorstands, in der die Renovierung unserer Wohnung in den großen Ferien
beschlossen wurde.
Dienstag, 24. 2. 1931
... Bei dem Nazi-Umzug
in Lyck gab es blutige Köpfe ...
Sonntag, 1. 3. 1931
Die Kleinbahn steckt
wieder im Schnee ...
Mittwoch, 4. 3. 1931
Die Kleinbahn versinkt
immer tiefer im Schnee ...
Donnerstag, 12. 3.
1931
... Die Kleinbahn ist
wieder eingeschneit ...
Sonnabend, 21. 3. 1931
... Bei Bien.(?) spricht heute Abend ein
Nazi, die politischen Wogen gehen hoch. ...
Dienstag, 24. 3. 1931
Papajewski hat heute Geburtstag, er wird 28 Jahre alt.
Wir nehmen keine Notiz davon ... Warum ist er gegen die Familie so eingestellt?
Lottes leidigen Geldes wegen? ...
Sonnabend, 28. 3. 1931
Letzter Schultag.
Willy entließ 7 Kinder und bekam 17 neue dazu. Auch meine Handarbeitstunde wird
gut aufgefüllt ... Karl traf ein ...
Sonntag, 29. 3. 1931
Die Mädels (Else,
Lore) trafen ein, die Freude ist groß ...
Donnerstag, 2. 4. 1931
Seefeld ist im Lande ...
Ostermontag, 7. 4.
1931
Ich holte Lotte von Lyck ab ...
Mittwoch, 8. 4. 1931
Von Frau Rievers eine nette Karte ... Dore
und Ernst Homm sind Primaner geworden.
Donnerstag, 9. 4. 1931
Abfahrt der Mädels
(nach Königsberg) ...
Sonntag, 12. 4. 1931
Karl fuhr nach Königsberg
ab ...
Dienstag, 14. 4. 1931
Die Schule füllte
sich, die Bänke sind kaum ausreichend ...
Tiefster Winter,
Schneegestöber fast den ganzen Tag ...
Freitag, 24. 4. 1931
Lore hat das Latinum
nicht bestanden ...
Sonntag, 26. 4. 1931
Willys 58. Geburtstag
...
Montag, 27. 4. 1931
Lore hat sich
beurlauben lassen, um besser arbeiten zu können ...
Freitag, 1. 5. 1931
Schulvorstandssitzung
... Da kam auch die Affäre Seidenstücker zur Sprache.
Er mischt sich in Sachen ein, die ihn nichts angehen. Daher der Stunk.
Donnerstag, 7. 5. 1931
Mittags fuhr Lore ab
nach Königsberg ...
Freitag, 15. 5. 1931
Lotte schrieb ... Sie
hat mit Helmut und seiner Mutter Besuch bei ihren neuen Verwandten gemacht ...
Donnerstag, 21. 5.
1931
Um 3 Uhr erschienen
die Kinder (Karl und Lore), die Freude war groß. ...
Pfingstsonntag, 24. 5.
1931
Frau Seefeld meldete, daß nur ihr Mann im Sommer kommt. ...
Donnerstag, 28. 5.
1931
Um ¾ 11 war ich in Lötzen, ging zu Rievers, die ich
munter fand. Er klagt zwar noch immer, wie elend er ist, die Operation hat er
aber gut überstanden. ...
Um 2 ½ Uhr zu Homms, Frau Homm freute sich sehr
... Damenkaffee ...
Sonnabend, 30. 5. 1931
Anna fuhr mit Lore im
Auto nach Lyck ins Krankenhaus. Pfeiffer nahm vom
kranken Bein zwei Platten auf, beide einwandfrei, Gott sei Dank. Etwas mehr
gehen soll Anna und sorgen, daß sie nicht zu stark
wird.
Sonntag, 31. 5. 1931
Karl und Lore fuhren
um ¾ 1 Uhr ab nach Königsberg.
Freitag, 5. 6. 1931
Um ¾ 5 erschien
unverhofft Else ... Die Arbeiten hat sie fertig, eine große Sorgenlast damit
los ...
Dienstag, 9. 6. 1931
... Den Abend krönte
ein Sing-Sang der Mrosser Jugend, von Seidenstücker in die Wege geleitet ...
Sonnabend, 13. 6. 1931
700 jähriges Gedenken
der Ordensritter – Schulfeiern in ganz Ostpreußen. Lotte sitzt an der Quelle in
Marienburg, wohin morgen Hindenburg kommt.
Sonntag, 14. 6. 1931
Else fuhr ab nach Königsberg ...
Dienstag, 16. 6. 1931
... Abends wieder
Sing-Sang von „Piede“ mit der Jugend ...
Sonnabend, 20. 6. 1931
Lotte schreibt von
ihrem Landaufenthalt mit ihrer Klasse ...
Sonntag, 28. 6. 1931
Hindenburg besucht
heute seine 147er in Lyck. ... Kaiserwetter ... Alles
strömt hin, um den alten Mann zu sehen ... Alle Rechtsverbände zogen nicht auf,
weil sie dem Mann, der die Notverordnung erließ, nicht huldigen wollen. ...
Abends noch Seefeld
zum Abendbrot und Skat.
Dienstag, 30. 6. 1931
Von den Kindern ein
Gruß aus Warnicken, Karl in Cranz
...
Freitag, 3. 7. 1931
Ich musste nach Lyck, den Kindern Geld schicken, das ich von der Kasse
holte. ...
Mittwoch, 8. 7. 1931
Von den Kindern kurzer
Gruß ... Vor der Uni heute Protestversammlung gegen den Schandfrieden ... Seefeld
erschien zum Skat ...
Montag, 13. 7. 1931
Lotte kam an. Vergnügt
und wohl trat sie uns entgegen. Sie sagt, daß sie
ganz gesund sei . ...
Freitag, 17. 7. 1931
Lotte fuhr mittags ab
... Willy brachte sie zur Großbahn.
Montag, 20. 7. 1931
Letzter Schultag ...
Ferien ...
Gegen Abend Seefeld,
später Willimzig zum späten Skat ...
Montag, 27. 7. 1931
Elske in Examensnöten
... machte nur Englisch mit „gut“. Weber muss ihr nicht gewogen sein, sonst
hätte er ihr Deutsch besser gewertet. ...
Mittwoch, 29. 7. 1931
Um 1 Uhr erschien Frau
Seefeld Nr. 1 mit Siegi, der groß geworden ist. Frau
Seefeld unverändert ...
Sonntag, 31. 7. 1931
Die gute „Lycker“ ist einer Beleidigung der Regierung wegen für 4
Wochen verboten, das ist hart.
Sonnabend, 1. 8. 1931
Um 3 Uhr kamen die
Kinder mit großem Gepäck und viel Freude vergnügt an, die Mädels für drei
Monate, Karl für einen, voraussichtlich. ...
Sonntag, 2. 8. 1931
Genau wie vor 17
Jahren, der 2. 8. ein Sonntag, ein denkwürdiger Tag, den man nie vergessen
wird, den ersten Mobilmachungstag 1914, und dann die
Sonnentage und die Siegesnachrichten. Und heute? Alles Schall und Rauch ...
Donnerstag, 6. 8. 1931
Karl heute 24 Jahre
alt. Ich konnte ihm nichts schenken, besitze keinen roten Heller mehr.
Der Junge ist fleißig
beim Holzhacken. ...
Sonntag, 9. 8. 1931
Die Wahl zum
Volksentscheid: „Soll der Landtag aufgelöst werden?“
Montag, 10. 8. 1931
Der Postbote brachte
die Nachricht, daß der Volksentscheid nicht
durchgegangen ist.
Freitag, 14. 8. 1931
Schulanfang,
Verfassungsfeier, Regen. Die Schule schön mit Kränzen geschmückt ...
Montag, 31. 8. 1931
Schon gestern hörten
wir, daß es in Lyck aus Anlaß eines Aufmarsches der Nazis zu Unruhen gekommen ist.
...
Dienstag, 1. 9. 1931
Lotte schrieb, sie ist
mit Arbeit reichlich versorgt, die Politik berührt sie wenig.
Mittwoch, 2. 9. 1931
Für Karl wurde der
Koffer gepackt ... Mit Else brachten wir ihn nach Lyck...
Dienstag, 8. 9. 1931
Seidenstücker hat Geburtstag ...
Montag, 14. 9. 1931
Lotte ist in großer
Sorge um ihre Zukunft. Sie ist ziemlich sicher, daß
sie abgebaut wird. ...
Dienstag, 15. 9. 1931
Sonne begrüßte meinen
Geburtstagsmorgen ... Die Post brachte mir viel ...
Ich beschloß meinen Geburtstag in froher Skatrunde.
Montag, 21. 9. 1931
Karl schrieb, Ernst Borkowski besucht ihn oft. Seine Arbeiten sind getippt, nun
kann er nach Lötzen fahren ...
Dienstag, 29. 9. 1931
Lotte schrieb, ihre
Tätigkeit in Marienburg ist zu Ende. Morgen hört sie auf dem P. S. K.
(Pädagogisches Seminar Königsberg) was nun weiter mit ihr wird. ... Karl ist
seit heute schon in Lötzen ...
Mittwoch, 30. 9. 1931
Lottes letzter
Schultag ... Zunächst fährt sie zur Schwiegermutter.
Donnerstag, 1. 10.1931
Von Lotte die kurze
Nachricht, daß sie nach Angerburg kommt, demnach
nicht ohne Gehalt bleibt ...
Dienstag, 6. 10. 1931
60. Hochzeitstag der
Eltern! ...
Mittwoch, 7. 10. 1931
Das Kabinett Brüning
ist zurückgetreten. In Berlin mag es schon hoch hergehen ...
Donnerstag, 15. 10.
1931
Von Lotte einige
Zeilen, schon von Angerburg, wo sie ein großes Feld für ihre Tätigkeit vorfand.
Aufbauschule-Klassenlehrerin in 5. Klasse bei 50 Jungen! ...
Sonnabend, 31. 10.
1931
Lotte erschien um 3
Uhr mit der Sorge, Neujahr abgebaut zu werden ...
Montag, 2. 11. 1931
... Für Lore gepackt.
Else und Willy brachten sie zum Zug. ...
Dienstag, 10. 11. 1931
... Lotte schrieb, daß sie mit Geld nicht aushelfen kann ... Man sieht es
wieder: Eltern können 10 Kinder ernähren, und umgekehrt? ... Lotte hat über das
Geld, das sie schwer verdient, keine Macht. Da haben andere Leute zu bestimmen.
Mittwoch, 18. 11. 1931
Lore schrieb, daß Karls Examen nächste Woche steigt. Und Elses großer Tag
ist am 20. Sie fährt am Sonntag nach Königsberg. ... Skat mit dem Nachbar.
Sonntag, 22. 11. 1931
Willy brachte Else zur
Bahn ...
Montag, 23. 11. 1931
Unsere Gedanken sind
bei den Kindern ... Wäre man reich, hätte man Geld, nähme man das Telefon zur
Hand! ...
Mittwoch, 25. 11. 1931
Else meldete, daß Karl in Erdkunde eine 2 gemacht hat ...
Donnerstag, 26. 11.
1931
Karl genügte in
Französisch nicht und muß nun bleiben, um im Februar
sein Heil noch mal zu versuchen.
Sonnabend, 28. 11.
1931
Karl hat in
Philosophie mit 3 bestanden und kommt wahrscheinlich mit Else heim.
Mittwoch, 2. 12. 1931
Um 9 Uhr waren Karl und
Else hier ... Besonders glücklich ist Else, die nun alles hinter sich hat ...
Sonnabend, 5. 12. 1931
Schneesturm ... Willy und
Karl schippten stundenlang, um den Hof gangbar zu machen ...
Sonntag, 6. 12. 1931
Lore schrieb, hat
halbe Ermäßigung, trotzdem bleiben noch 100 M zu schicken ...
Freitag, 11. 12. 1931
Unsere Lore 23 Jahre
alt! ...
Dienstag, 22. 12. 1931
Wehnachtsfeier in der
Schule ...
Donnerstag, 24. 12.
1931
Die vierte
Notverordnung kam heraus, u. a. brachte sie den Volksschullehrern eine
Herabsetzung der Altersgrenze von 65 auf 62 Jahre. ... Wir haben nur noch 4
Jahre vor uns (bis zu Willys Pensionierung) ...
Dienstag, 29. 12. 1931
Karl abends zum SA-Treffen.
Möchte ihre Arbeit zum Segen ausfallen. ...
Silvester, 31. 12.
1931
... Frau Möller lud
mich zum Sommer ein ... Karl geht mit seiner Jugend zum Deutschen Abend nach Sentken. ...
Abends erschienen
Jobskis mit Leberwurst und 7 Pfannkuchen. Der Fladen ist auch gut geraten, und
wir ließen ihn uns gut schmecken ...
Lebe wohl 1931, manche
trübe Stunde brachtest du!
Sonnabend, 2. 1. 1932
... Hitler hat eine
sehr gute Neujahrsbotschaft an die Nazis gesandt, die Welt wird aufhorchen, die
Kommunisten werden sich vorsehen ...
Montag, 4. 1. 1932
... Seidenstücker traf ein, mit Braut
und Schwester. Fastnachtsübung in der Schule.
Freitag, 8. 1. 1932
... Lotte schrieb, bis
1. 4. bleibt sie bestimmt im Amt.
Montag, 11. 1. 1932
Lore fuhr mittags ab,
Else brachte sie zur Bahn ...
Mittwoch, 13. 1. 1932
... Karl zum SA-Abend
in Lyck.
Montag, 18. 1. 1932
Grüße von Lore, sie
hatten am Sonnabend einen herrlichen Göbbels-Abend.
15000 füllten das „Haus der Technik“ bis zum letzten Platz. ...
Dienstag, 19. 1. 1932
Elslein 27 Jahre alt ...
Freitag, 22. 1. 1932
Frau Mühlenberg
brachte die Hiobsnachricht einer neuen Notverordnung ... Gehaltsabbau von 5%
und 6% für Februar und April ...
Sonntag, 24. 1. 1932
... Karl in Kallen mit
seinen Jungens zum Deutschen Abend.
Dienstag, 2. 2. 1932
Der Vormittag verging
mit Packen für Karl, den Else zur Bahn brachte ...
Mittwoch, 10. 2. 1932
Um 3 Uhr erschien
Ulrich im kleinen Schlittengespann und holte Else und mich zu
Fastnachtskrapfen. Es war eine schöne Fahrt über den See ...
Montag, 15. 2. 1932
Anna 54 Jahre alt ...
Dienstag, 23. 2. 1932
Nach dem Kaffee
erschien Frau Knispel mit der Neuigkeit, daß Hitler sich zur Reichspräsidentenwahl aufgestellt hat . Die Deutsch-Nationalen haben einen eigenen Kandidaten
(Düsterberg). Wie töricht, sie stärken damit die Linksparteien. ...
Montag, 29. 2. 1932
In den Zeitungen
beginnt die Wahlhetze ... wer wird siegen?
Donnerstag, 3. 3. 1932
Lotte schrieb, daß alle Assessoren in Angerburg nicht weiter beschäftigt
werden. Wo kommt Lotte hin?
Freitag, 4. 3. 1932
Hochzeit in Mrossen (Trude Halama heiratet)
... Es ging per Schlitten zunächst zum Standesamt nach Sybba
... Alle froren in der ungeheizten Kirche ... Pfarrer Radtke hielt die Traurede
ganz nett ... Um 4 Uhr zurück ... Kaffeetafel mit Torten und Kuchen ... Um 9
Uhr Abendbrot ... in der Nacht mancher Imbiss, zum Schluss Würstchen ... um ½ 5
ging ich nach Hause, den Kaffee schenkte ich mir.
Sonnabend, 5. 3. 1932
Die Kinder (Else und
Lore) kamen um 8 Uhr heim (von der Hochzeitsfeier) und gingen
schlafen ...
Dienstag, 8. 3. 1932
Heute sahen wir einen
glücklichen Menschen: Frau Mühlenberg! Sie sind ab 1. 4. Hauptlehrer in Skomatzko geworden. Kommen in mir bekannte Gefilde ...
Mittwoch, 9. 3. 1932
... Um 8 Uhr
Naziversammlung bei W-s, dazu L. und E. – Wir 3 Skat bis sie eintrafen.
Freitag, 11. 3. 1932
Seidenstücker ist in großen
Sorgen. Er kann nach den neuesten Bestimmungen aus dem Schuldienst entlassen
werden.
Sonnabend, 12. 3. 1932
Hier im einsamen Dorf
machen sich die Parteienkämpfe der morgigen Wahl schon bemerkbar. Ein Flieger
wirft Hindenburgplakate herunter. SA klebt Zettel an, Sozis fischen im Trüben.
Die Elite gibt das Rennen wohl überhaupt auf.
Sonntag, 13. 3. 1932
Um 10 Uhr begann die Wahl ...
Montag, 14. 3. 1932
Die Feststimmung war
dahin, als Knispel per Telefon meldete, daß Hindenburg gewonnen hat. Das hatten wir nicht erwartet,
und Trauer herrscht im Hitlerlager.
Mittwoch, 16. 3. 1932
Gestern blieb die
Kleinbahn im Schnee stecken ...
Donnerstag, 17. 3.
1932
Wir hörten, daß Seidenstücker schon abgebaut
ist ...
Montag, 21. 3. 1932
Seidenstücker erhielt die Nachricht von seinem Abbau. Er
ist ganz verzagt ... 7000 Lehrer. aus dem Westen, wo die Klassen zusammengelegt
werden, namentlich in den Städten.
Mittwoch, 23. 3. 1932
Willy holte Lotte von
der Bahn ab ... Ob sie in Angerburg weiter beschäftigt wird, ist noch ungewiß ...
Donnerstag, 24. 3.
1932
Mühlenberg sprach vor
– selig – Hauptlehrer!
Karl kam um 3 Uhr ...
Sonnabend, 26. 3. 1932
Papajewski hat heute Geburtstag, wie mögen sie
miteinander stehen?
Der Briefträger
brachte heute Lotte den Absagebrief von Papajewski
...
Wir freuen uns. Die Ehe mit diesem Mann wäre eine Pein für alle Teile gewesen
...
Ostermontag, 28. 3.
1932
Lotte rüstete zur
Fahrt zu Mutter Papajewski – zum letzten Mal. ...
Mittwoch, 30. 3. 1932
Else bekam die
erfreuliche Nachricht, daß sie ab 7. 4. ihre Referendarausbildung
an der Lycker Goetheschule erhält. Wir sind sehr froh
und Else hoch beglückt ...
Abends in der Schule
Vortrag einer Naturheilkundigen – lauter Unsinn.
Zum Skat der Nachbar.
Montag, 4. 4. 1932
Else erhielt gestern
die amtliche Bestätigung, daß sie nach Lyck zur Ausbildung im Schuldienst kommt.
Dienstag, 5. 4. 1932
Lotte erschien, sehr
vergnügt. In Königsberg hatte sie noch eine Aussprache mit Papajewski,
sie macht endgültig Schluß. Er war nicht dafür!
Mittwoch, 6. 4. 1932
Herr Seidenstücker erschien mit einem amtlichen Schriftstück, daß er weiter in Mrossen
unterrichten kann. – Viel Lärm um Nichts ...
Donnerstag, 7. 4. 1932
Lotte kam nach Insterburg! Telefonisch traf die Nachricht um 11 Uhr ein,
und dann hurtig gepackt. Um ¾ 1 Uhr stand sie zur Abfahrt bereit ...
Freitag, 8. 4. 1932
Auf mich kommen in der
Handarbeitstunde 32 Mädels zu, das lohnt! ...
Sonntag, 10. 4. 1932
Reichstagswahl ...
Hindenburg 17, Thälmann 16, Hitler 138, ... 80% für Hitler. – Wir sind
zufrieden.
Mittwoch, 13. 4. 1932
Große Neuigkeit:
Hitler spricht am Montag in Lyck. Das wagte man kaum
zu hoffen. Anna will im Auto hin. ...
Donnerstag, 14. 4. bis
Dienstag, 10. 5. 1932
Diese Seiten fehlen.
Freitag, 13. 5. 1932
Um 3 Uhr kamen Karl und
Lore, beide frisch und vergnügt.
Sonnabend, 14. 5. 1932
... Die Polen rüsten
an unseren Grenzen. Die Leute im Reich fürchten für unsere Sicherheit.
Pfingstsonntag, 15. 5.
1932
Lotte kommt nicht. Sie
fährt nach Karteningken ...
Donnerstag, 19. 5.
1932
Karl rüstete zur
Fahrt, und ich packte seinen Koffer. ...
Überraschend kam
Lotte, die in Königsberg alle Brücken abbrach und die Briefe hier vernichtete.
...
Freitag, 20. 5. 1932
Seefeld war gestern
Abschied nehmen ...
Sonnabend, 21. 5. 1932
Karl meldete, daß sein Examen am 27. ist.
Eine große
Überraschung brachte uns Borko(wski)s
Besuch mit dem Motorrad, mit dem er durch die Lande streicht. Er blieb ein paar
Stunden, erzählte viel und fuhr zurück zu Homms, bei
denen er wohnt ...
Freitag, 27. 5. 1932
Karl hat das Examen
bestanden. ...
Wann wird Lore soweit
sein?
Sonnabend, 28. 5. 1932
Fahrt nach Lötzen zu Rievers und Homms zur Geburtstagsfeier(?) ...
Dienstag, 31. 5. 1932
Lotte kommt am
Sonntag. Sie plant eine Reise mit Karl nach Westerland! ...
Gestern ist Brüning
gegangen. Was wird nun?
Sonnabend, 4. 6. 1932
Karl erschien um 3 Uhr
...
Abends Feier von Karls
Examen mit Gästen (Seidenstücker u. a.) ...
Dienstag, 7. 6. 1932
Auf dem Exerzierplatz
große militärische Übung: Heranziehende Polen und Grenzschutz, der sie aufhält
... Vielen paßt dieser erwachende Faschismus sicher
nicht. ...
Mittwoch, 15. 6. 1932
Lotte will, daß Karl schon am 25. nach Insterburg
kommt ...
Sonntag, 19. 6. 1932
Lotte wollte heute in Gumbinnen zur 300-Jahrfeier der Salzburger sein ...
Montag, 20. 6. 1932
Willy nach Lyck zu Pfeifer wegen eines schmerzhaften Ausschlags am
Körper. Pfeifer stellte Gürtelrose fest und steckte Willy für vier Wochen ins
Bett! ...
Donnerstag, 23. 6.
1932
Willy bekam einen
heftigen Gallenanfall ... Ich ging mit Pfeifer sprechen, und wir beschlossen,
ihn ins Krankenhaus zu nehmen.
Sonntag, 25. 6. 1932
Karl erschien von der
Schießübung erst um 23 ½ Uhr ...
Sonntag, 3. 7. 1932
Von Lotte und Karl
kurze Nachricht aus Berlin. Gestern trafen sie in Westerland (Sylt) ein.
Montag, 11. 7. 1932
Seidenstücker mit der Klasse im Heimatmuseum ...
Dienstag, 12. 7. 1932
Karl schrieb gestern
sehr befriedigt. Die werden gebräunt wie die Kaffeebohnen heimkehren.
Von Lore langer Brief.
Sie waren in Friedensstein, wurden vom Grafen eigenhändig durch Schloss und
Park geführt und bekamen Mittagessen, ungefähr 100 Personen! ...
Sonnabend, 16. 7. 1932
Hitler heute in Lötzen ... Um ½ 6 Uhr begaben sich Else und Frau Knispel auf den Weg zu Fuß nach Lyck
zum Zug nach Lötzen (zu Hitlers Rede) ... Hitler
sprach wieder vorzüglich und sah gut aus. Morgen spricht er in Königsberg.
Leider kann Lore nicht dabei sein. Ein Professor macht eine Exkursion ...
Montag, 18. 7. 1932
Willy hat starke
Gallenbeschwerden (noch im Krankenhaus) ... Er muß
viel leiden ...
Mittwoch, 20. 7. 1932
Gestern von Frau Rievers eine Karte. Sie sind dort auch alle begeistert vom
Hitlertag. ...
Freitag, 22 . 7. 1932
In den Zeitungen, daß alle preußischen Minister abgesetzt. Über Berlin und
Brandenburg ist der Belagerungszustand verhängt. - Wie erinnern diese Zeilen an
den August 1914. Was werden wir noch erleben?
Sonnabend, 23. 7. 1932
Um 3 Uhr kam Wilhelm
überraschend aus dem Krankenhaus nach Hause, noch krank ...
Welitzens (Allenstein) kamen zu Besuch ... Sie waren
erschrocken über Willys Aussehen ....
Montag, 25. 7. 1932
Willy ist schwach zum
Umfallen, und die Lähmung der Nerven im linken Arm bis zur Schulter herauf ist
beängstigend ...
Von Lotte ein Gruß aus
Hamburg, sie sind morgen hier.
Dienstag, 26. 7. 1932
Um 3 Uhr kamen Lotte und
Karl, braungebrannt und sehr vergnügt. ...
Donnerstag, 28. 7.
1932
Um 3 Uhr fuhren Else und
Lore den Vater mit dem Auto ins Krankenhaus. Einige Tage muß
die Gürtelrose noch bestrahlt werden ...
Sonntag, 31. 7. 1932
Furchtbar der Haß der Parteien. Um 10 Uhr Wahlbeginn, ohne Wilhelm, den
ich am Nachmittag mit Lotte besuchte. Die Nervenschmerzen plagen ihn, sonst
befindet er sich. ...
Montag, 1. 8. 1932
Mittags fuhr Lotte ab,
ungewiß was werden wird, da Usadel,
den sie vertritt, nicht mehr für den Reichstag kandidiert.
Mittwoch, 3. 8. 1932
Else holte den Vater
aus dem Krankenhaus mit dem Auto nach Hause ...
Freitag, 5. 8. 1932
Willy braucht die Gallenkur mit Pillen, er hat täglich einen Anfall ...
Sonnabend, 6. 8. 1932
Karl 25 Jahre alt ...
Donnerstag, 8. 8. 1932
Von Lotte die
erfreuliche Nachricht, daß sie Usadel
weiter vertritt. Sie lud Lore für ein paar Tage nach Insterburg
ein ...
Hitler soll
Reichskanzler werden!
Dienstag, 16. 8. 1932
Hitler hat am
Sonnabend abgelehnt, unter Papen in die Regierung einzutreten ...
Donnerstag, 18. 8.
1932
Verfassungstag in der
Schule ...
Freitag, 19. 8. 1932
Karl machte die
Eingabe ans P. S. K., um nach Lyck
zu kommen. Hoffentlich gelingt es.
Sonntag, 21. 8. 1932
Karl fuhr mit Frida
nach Sdunken tanzen ...
Mittwoch, 24. 8. 1932
Willy und Anna faßten heute den Entschluß, in
Pension zu gehen ...
Sonnabend, 27. 8. 1932
Lotte hat heute die
Nachricht, daß wir von Mrossen
fortgehen .
Sonntag, 28. 8. 1932
In Sybba
Kreisjugendfest ...
Mittwoch, 31. 8. 1932
Willy am Nachmittag
wieder größere Schmerzen, die abends in einen schweren Anfall
ausarteten ...
Donnerstag, 1. 9. 1932
Lore fuhr schweren
Herzens ab ...
Sonnabend, 10. 9. 1932
Mit Willy sieht es
traurig aus. Wir haben keine Hoffnung, daß er gesund
wird ...
Donnerstag, 15. 9.
1932
Mein 60. Geburtstag
... Viel Post ... Zahlreiche Gratulanten
...
Dienstag, 20. 9. 1932
Willy geht es merklich
besser ...
Sonntag, 2. 10. 1932
Hindenburg 85 Jahre
alt! Deutschland flaggt ...
Langer Skat mit Anna und
Karl ...
Donnerstag, 13. 10.
1932
Die Schule für Else und
Karl beginnt ...
Freitag, 14. 10. 1932
Um ½ 5 brauste ein
Auto heran ... ihm entstieg Frau Dr. Meiner (Schweiz), Hans-Heinz und Frau Rievers. Die Freude war groß, viel gab es zu erzählen ...
Sonnabend, 15. 10.
1932
Karl hielt seine
ersten Stunden, war nicht beglückt von ihnen. ...
Sonntag, 16. 10. 1932
Karl zum Schießen ...
Mittwoch, 19. 10. 1932
Der Tag ganz im
Zeichen des Hitlerbesuchs in Königsberg. Die Rede war großartig, der alte Sendzik wurde mit Lesen gar nicht fertig. Wir haben die „Lycker“ abbestellt, sie ist sehr scharf. ...
Freitag, 21. 10. 1932
Lotte meldete, daß sie Adolf gesehen und daß er
ihr sehr gut gefallen hat ... Auch Lore hörte ihn, sah ihn aber nicht so gut,
konnte sich einen so teuren Platz (5 M) nicht leisten. ...
Montag, 24. 10. 1932
Willy muß ein Attest vom Kreisarzt einreichen, ob weiterer Urlaub
bewilligt werden kann. ...
Karl abends Militärdienst.
Mittwoch, 26. 10. 1932
In der Schule Übung zu
einem Festspiel. Auch Karl hat eine Rolle ...
Sonnabend, 29. 10.
1932
Lore teilte uns das
glücklich bestandene Latinum mit ...
Sonntag, 30. 10. 1932
In der Schule ein
Naziredner. Ob er die Kommune bekehrt hat? Die Bauern jedenfalls gefestigt. ...
Mittwoch, 2. 11. 1932
Die Schule mit Seidenstücker langer Spaziergang nach Milussen
...
Die Referendare können
auch das zweite Jahr zur Ausbildung an der gleichen Schule bleiben. Else will
das tun.
Freitag, 4. 11. 1932
Karl am Nachmittag Konferenz
in Lyck ...
Sonntag, 6. 11. 1932
Durch die Wahl viel
Unruhe im Haus. Hier 138 Nazis, 30 Kommunisten, 10 Deutsch-Nationale. Einige
Stimmen fehlten.
Montag, 7. 11. 1932
Die Nazis verloren 35
Sitze – etwas viel, doch soll man den Mut nicht sinken lassen, 195 Abgeordnete
blieben ja noch. Dafür gewannen die Kozis
(Kommunisten) 11 und haben 103 Sitze, etwas viel. Sozis haben verloren, Zentrum
auch.
Mittwoch, 9. 11. 1932
Revolution vor 14
Jahren ...
Donnerstag, 17. 11.
1932
Lore meldete, daß ihre Arbeit als „recht ordentlich“ von Prof. Bethge bewertet wurde und sie in sein Seminar aufgenommen
ist.
Freitag, 18. 11. 1932
Papen ist
zurückgetreten. Was nun? Hindenburg hat Hitler telegrafisch gerufen. ...
Sonnabend, 19. 11.
1932
Hitler ist zu
Hindenburg gerufen ...
Montag, 21. 11. 1932
Von Lotte die
Nachricht, daß Dr. Usadel
im Reichstag bleibt.
Mittwoch, 23. 11. 1932
Hitler kann nicht
Kanzler werden, bekommt die Mehrheit nicht. ...
Donnerstag, 24. 11. 1932
Lore muß am Blinddarm operiert werden.
Sonnabend, 26. 11.
1932
Lore wird heute
operiert.
Sonntag, 27. 11. 1932
Karl früh zum Schießen
...
Mittwoch, 30. 11. 1932
Von Lore eine Karte.
Es geht ihr gut. ...
Sonst stiller
Nebeltag. „Gutenachtcheskat“.
Montag, 5. 12. 1932
Politisch nichts Neues
... Das Kabinett Schleicher formt sich.
Donnerstag, 8. 12.
1932
Um 5 Uhr in der Klasse
Gottesdienst. Pfarrer Radtke benahm sich in der Wohnung nicht sehr, spielte
sich als Nazifeind auf, und das bei uns! ...
Montag, 12. 12. 1932
Lorchen traf um 3 Uhr
ein. Ganz schmal ist sie geworden ...
Karl abends zum
Grenzschutz ...
Ich gratulierte noch
Emma K. und bat sie, sich nach einer Wohnung für uns umzusehen.
Donnerstag, 15. 12.
1932
An die Regierung ging
ein erneutes Urlaubsgesuch ab ...
Freitag, 16. 12. 1932
Zwischen Seidenstücker und Karl gab es Unstimmigkeiten. Der ganze
Spielkreis steht in Frage.
Sonnabend, 17. 12.
1932
Das Fest morgen fällt
ins Wasser, der Spielkreis weiter in Frage ...
Sonntag, 18. 12. 1932
... Karl in Kallenzinnen zur Weihnachtsfeier der Nazis. ...
Mittwoch, 21. 12. 1932
Die Weihnachtsfeier
befriedigte restlos, alles klappte. Seidenstücker und
Karl reichen sich wortlos die Hand – „und Friede auf Erden“ ...
Donnerstag, 22. 12.
1932
Lotte traf ein – sehr
wohl und frisch. ...
Sonnabend, 24. 12.
1932
Wieder ein
Heiligabend, wir feierten ihn alle sieben gesund und froh. Geschenke gab es
nicht.
Sonnabend, 31. 12.
1932
Still verlebten wir
den letzten Tag im alten Jahr, spielten lange Skat, und Lottchen
spielte dann Choräle. – Die Kinder sangen, es war alles wie einst – arme Lotte.
...
So leb denn wohl 1932. Hoffentlich folgt Dir ein froheres für uns.
Sonntag, 1. 1. 1933
Von Homms langer Brief. Karl fährt Dienstag nach Lötzen zur Übung ...
Dienstag, 3. 1. 1933
Lotte fuhr nach dem
lieben Insterburg, wohin Anna und ich auch mal unsere
Schritte lenkten. ...
Donnerstag, 5. 1. 1933
Wegen Masern wurde die
Schule für 14 Tage geschlossen.
Sonntag, 8. 1. 1933
Lore fuhr mittags
recht schwach ab ...
Anna faßte den Entschluss, das Haus von Wedigs
zu mieten, falls es noch frei ist. Das ist mein Traum. ...
Montag, 9. 1. 1933
Lotte 30 Jahre alt ...
Else war bei Wedigs, das Haus ist noch frei. Nun schmieden wir Pläne ...
Dienstag, 10. 1. 1933
Wir werden das Haus
von Wedigs dann wohl mieten ...
Donnerstag, 12. 1.1933
Um 3 Uhr erschien
Karl, sehr herunter. Sie hatten es schwer bei der M. G. K. 10 Tage lang. Viel
erzählt er nicht ...
Dienstag, 15. 1.1933
Am Vormittag
verhandelten wir mit Herrn Wedig der Wohnung wegen,
die wir für 50 M pro Monat mieteten. Sie ist groß und geräumig, ein ganzes
Haus. Außerdem ist das Licht frei von der Mühle aus. Wir haben wohl einen guten
Griff gemacht.
Mittwoch, 18. 1. 1933
Der Schulrat Neubauer,
als Abgesandter der Regierung, schlug Willy die Pensionierung zum 1. 4. vor.
Willy will versuchen, erst am 1. 5. in den Ruhestand zu gehen. ...
Donnerstag, 19. 1.
1932
Else 28 Jahre alt ...
Dienstag, 24. 1. 1933
... Nach einem
Schwitzbad geht es mir wieder besser. Gestern war mir doch recht plundrig.
Sonnabend, 27. 1. 1933
Lorchen schrieb ein
Kärtchen ...
Montag, 30. 1. 1933
Else kam aus der
Schule mit dem Ruf „Heil Hitler!“ Da wußten wir,
Hitler ist Reichskanzler geworden - endlich. Gebe Gott ihm die Kraft, daß alles zum guten Ende kommt.
Dienstag, 31. 1. 1933
In Berlin soll es in
der Nacht hoch hergegangen sein. 3 ½ Stunden zog die Menge an Hindenburg
vorbei. Großer Fackelzug ...
Mittwoch, 1. 2. 1933
Hitler sitzt nun
wirklich auf Bismarcks Stuhl ...
Donnerstag, 2. 2. 1933
Der Reichstag ist
aufgelöst, meldet der Rundfunk ... Wüste Gerüchte um Hitler ... Besonders
schlimm sind die Ludendorffer, die könnten ihn töten.
Freitag, 3. 2. 1933
Überall im Reich roter
Terror, man kann sich nicht an Hitler gewöhnen. ...
Sonnabend, 4. 2. 1933
Es kam der erwartete
Brief aus Allenstein. Wir sind zum 1. 4. pensioniert bei 80%. Wie glücklich
sind wir ...
Montag, 6. 2. 1933
Ich hatte eine
Aussprache mit Karls Tutor, der katholisch ist und den Kommunismus verteidigt!
Freitag, 10. 2. 1933
Lotte hat vom P. S. K.
die Nachricht, daß sie weiter in Insterburg
bleibt.
Donnerstag, 16. 2.
1933
Lore traf ein, krank
an Leib und Seele. Anna kam zu dem Entschluß, daß Lore einstweilen aussetzt und Else versucht, nach
Königsberg zu kommen.
Montag, 20. 2. 1933
Willy erhielt heute
die Pensionierungsurkunde. ...
Freitag, 24. 2. 1933
Nun Hitler an der
Macht, es regnet Verordnungen gegen die Roten.
Mittwoch, 1. 3. 1933
Der Rundfunk meldete
gestern, daß das Reichstagsgebäude brennt. Heute in
der Zeitung, daß ein holländischer Kommunist, aus Rußland kommend, zu den Brandstiftern gehört. Er wurde
festgenommen und hat alles eingestanden. Leider scheinen die anderen entkommen
zu sein.
Donnerstag, 2. 3. 1932
Im Schulblatt ist
heute Mrossen ausgeschrieben. Nun stürzen die
Bewerber auf das Tintenfass. ... Abends fand sich noch „Gute Nachtche“ ein.
Freitag, 3. 3. 1933
Von Frau Homm, Frau Rievers und Frau Kemke kamen Karten, daß Ernst Homm und Karlheinz Borkowski am
1. 3. das Abitur gemacht haben. ...
Sonnabend, 4. 3. 1933
Lehrer Joswig aus Bogumillen erschien,
sich die Stelle anzusehen. Er ist 55 Jahre alt ... Dann schrieb ein Scherwinski und stellte Fragen ...
Sonntag, 5. 3. 1933
Wahltag, große
Beteiligung bei uns, Resultat blendend: 160 Nazis, 2 Sozis, 5 Deutsch Nationale,
15 Kozis (Kommunisten).
Dienstag, 7. 3. 1933
Seidenstückers bekamen gestern eine kleine Eva ...
Mittwoch, 8. 3. 1933
Heute schulfrei wegen
der guten Wahlergebnisse ...
Freitag, 10. 3. 1933
Täglich bringen die
Zeitungen Neues über Hitlers Machtentfaltung. Die Hohen der Behörden verlieren
ihre Pöstchen, daß es eine Freude ist. Es wird in
Deutschland reingefegt. Die Kommunisten sind bald von der Bildfläche
verschwunden, das ist Hitlers Ziel.
Montag, 13. 3. 1933
Für drei Tage ist das
Hissen der Fahnen angeordnet, als Zeichen der nationalen Erhebung.
Dienstag, 14. 3. 1933
Politisch täglich
Neues. Hitler macht reinen Tisch, Juden und Judengenossen werden verhaftet,
große Aufregung überall ... Der Engländer schreibt: was Bismarck in 40 Jahren nicht
vermochte, bekommt Hitler in 5 Tagen fertig.
Mittwoch, 15. 3. 1933
Karl wieder spät hier.
Er konnte nicht mehr zum Grenzschutz hin. Alle 19 Gymnasiasten haben bestanden.
- Bevor die Schlittbahn ganz fortgeht, wurde unser
Piano in die Villa gebracht. Sechs starke Männer waren dazu nötig, so schwer
ist das Ding!
Donnerstag, 16. 3.
1933
Die Gemeindewahlen
waren nicht vorschriftsmäßig und sollen wiederholt werden ...
Sonnabend, 18. 3. 1933
Karl abends zum
Abiturientenkommers. ...
Dienstag, 21. 3. 1933
Eröffnung des
Reichstages. Fahnen wehen, schwarz-weiß-rot, mit Hakenkreuz. Leute wurden
„Hitler“, die es nie gewesen sind ... Wie schnell ist der nationale Umschwung
gekommen – ungeahnt. ...
Mittwoch, 22. 3. 1933
Die Zeitungen melden
einen geplanten Anschlag auf Hitler in München – traurig.
Freitag, 24. 3. 1933
Else kam mit der
Nachricht, daß alle 23 Oberprimanerinnen bestanden
haben ...
Sonnabend, 25. 3. 1933
Gestern hatte ich
meine letzte Handarbeitstunde ...
Hitler hat bei der
Eröffnung des Reichstags eine wunderbare Rede gehalten. Es ist etwas
Wunderbares um unsere Revolution. Jetzt beginnt das große Reinemachen!
Sonntag, 26. 3. 1933
Ich hatte großen Genuß beim Lesen der Hitler-Rede. Wie groß ist doch der
Wortschatz dieses Mannes! ...
Montag, 27. 3. 1933
Von Homms die freudige Nachricht, daß
auch Dorchen Abitur gemacht hat.
Dienstag, 28. 3. 1933
Viele leicht
zerbrechliche Sachen kamen heute in die „Villa“.
Mittwoch, 29. 3. 1933
So wäre auch das
geschafft (der Umzug) ... Da wir in Mrossen bleiben,
war es nicht ganz so schwer.
Donnerstag, 30. 3.
1933
Willys Abschied von
der Schule ... Es soll sehr feierlich gewesen sein ...
Freitag, 31. 3. 1933
Wir kramen und richten
ein, und mir ist recht plundrig, aber Anna ist
munter. ...
Nun schließe ich
dieses Buch und beginne mit meinem neuen Lebensabschnitt ein neues Buch. Vieles
habe ich hier erzählt, viel erlebt im alten Schulhaus, das mir immer eine liebe
Erinnerung bleiben wird, trotz allem. Bliebe ich nur gesund!
Sonnabend, 1. 4. 1933
Nun sind wir schon drei
Tage hier. – Mein altes Buch liegt abgeschlossen vor mir. Es birgt viel Liebes und
Trübes, und Gott weiß, was ich Euch, ihr Blätter, anzuvertrauen haben werde. ...
Die Zeit ist schwer, Adolf Hitler will sie meistern, möchte es ihm gelingen.
...
Sonntag, 2. 4. 1933
Einsegnung im Dorf ...
Montag, 3. 4. 1933
Knispels sandten uns mit der Kleinbahn eine Kiste
Lampen ...
Der Nachbar zum Skat
...
Mittwoch, 5. 4. 1933
Ich ging am Vormittag
ins Schulhaus ... Wie ein Traum erscheint es mir: ich wohne in Mrossen und bin nicht mehr in der Schule ...
Donnerstag, 6. 4. 1933
Einige Lampen brennen
schon, drei Zimmergardinen sind angebracht ... Lotte kam um 3 Uhr ...
Freitag, 7. 4. 1933
Der Monteur aus Wedigs Mühle hat alle elektrischen Lampen angebracht. ...
Mittwoch, 12. 4. 1933
Was wird mit Lotte?
Dr. Usadel, den sie bis dahin vertrat, ist ins
Ministerium gekommen ...
Ostersonntag, 16. 4.
1933
Besuch bei Jobskis ...
Dienstag, 18. 4. 1933
Der Lehrer Joswig aus Bogumillen (Kreis
Johannisburg) hat ab 1. 5. die Stelle hier in Mrossen
bekommen. ... Fritz Willimzig kam Abschied nehmen ...
Zu Kaffee Frau Heinrich, dann der Nachbar und Pietrzeniuk
zum Skat.
Mittwoch, 19. 4. 1933
In Lyck
heute Abend Fackelzug, am Vorabend von Hitlers Geburtstag. Vor einem Jahr
hörten wir ihn in Lyck ...
Donnerstag, 20. 4.
1933
Überall Fahnen –
Hitler wird gefeiert wie einst der Kaiser. Was erlebt man doch alles!
Viele Mrosser zogen durchs Haus ... wir sind nicht allein und
verlassen fern vom Dorf.
Freitag, 21. 4. 1933
Seidenstücker und Frau fanden heute den Weg zu uns, auch
Trude Usko und der Nachbar ...
Montag, 24. 4. 1933
Heute die Nachricht
aus Königsberg, daß Else ab 1. 5. am Hufen-Oberlyzeum
ihr zweites Referendarjahr machen wird.
Mittwoch, 26. 4. 1933
Überraschend
erschienen Mühlenbergs mit Rädern. Es war ihnen interessant zu sehen, wo wir
geblieben sind und auch das einstige Heim ihrer Mutter zu begrüßen. ...
Karl zum Grenzschutz
...
Freitag, 28. 4. 1933
Lotte fuhr nach Insterburg ab ...
Sonntag, 30. 4. 1933
Lotte schrieb, sie
bleibt in Insterburg und erhält auch für April das
Gehalt ...
Montag, 1. 5. 1933
Nationalfeiertag! ...
Karl nach Lyck zur Schulfeier ...
Donnerstag, 4. 5. 1933
Von Else eine Karte,
sie ist schon mitten im Schulbetrieb, und der 1. 5. war in Königsberg einzig
schön. 4 Stunden stand Else mit ihrer Schule.
Sonnabend, 6. 5. 1933
Karl sprach Knispel, Piedes (Seidenstückers) Versetzung ist schon heraus.
Sonntag, 7. 5. 1933
... bei Frau Heinrich
zu Kaffee. Heimgekehrt finde ich Granitzkis, Frl. Falk
und Rademacher in der schönen Veranda sitzen ... Erst um 10 Uhr endete der Skat
mit dem Nachbar und Pietrzeniuk ...
Freitag, 12. 5. 1933
Frau Rievers schrieb, Kurt hat in Lötzen
ein Blumengeschäft eröffnet. Die Eltern sind darüber ziemlich erschlagen, ich
auch!
Sonnabend, 13. 5. 1933
Willys Ehrentag in Sybba ... Um ½ 5 stand das Auto vor unserer Tür. Wir drei
Alten fuhren, während Karl, Lore und Frida W. zu Fuß wanderten. Eine sehr schön
geschmückte Kaffeetafel im Saal bei Gliemann machte
gleich den besten Eindruck. Den Ehrenplatz nahmen zwei bekränzte Rohrsessel
ein, das Geschenk der Kirchspielslehrer. ... Herr Berg schilderte den Jubilar
so, wie er ihn gekannt, streifte auch die Familie mit seinem Lob. Herr Schulrat
folgte mit herzlichen Worten der Anerkennung. Dann dankte Willy sehr nett ...
Unerwartet schlug dann Granitzki an sein Glas: „Vieles
ist gesagt worden, zwei Punkte sind nicht berührt worden: die schönen Skatstunden
... und der Glaube an unseren Führer.“ ... Das Horst-Wessel-Lied beschloss die
Ansprache ... Dann Tanz ... Frau Joswig lernten wir
kennen ... Um 12 Uhr war für uns das Fest zu Ende.
Sonntag, 14. 5. 1933
Nachmittag langer Skat
mit dem alten Pietrzeniuk, abends erschien noch der
junge Pietrzeniuk und der Nachbar ...
Montag, 15. 5. 1933
Der Nachbar ist zum
Amtsvorsteher gewählt worden ...
Dienstag, 16. 5. 1933
Lotte berichtete, Herr
v. Streng wurde nicht mehr gewählt, also auch „über die Nazis gefallen“ ...
Mittwoch, 17. 5. 1933
Pietrzeniuk brachte die beiden Rohrsessel ... in der
Veranda machen sie sich gut ...
Freitag, 19. 5. 1933
Ich vertiefte mich in
die Hitlerrede vom 17. vor dem Reichstag. Fabelhaft hat Hitler wieder gesprochen ...
Sonnabend, 27. 5. 1933
Fahrt nach Lötzen zu Rievers und Homms ...
Donnerstag, 1. 6. 1933
Lotte kam um 3 Uhr an
(aus Insterburg) ... Abends holten die Drei Else von Sybba ab ...
Pfingstsonntag, 4. 6.
1933
Besuch aus Insterburg ... Karl und Lore zur Verlobungsfeier bei Jobskis ... Willimzig zum Skat.
Dienstag, 6. 6. 1933
Am 3. war die Trauung
von Prinz Wilhelm, ältester Sohn des Kronprinzenpaars, mit einem Fräulein aus
Bonn. Endlich kann ein Prinz, der nach menschlicher Voraussicht die deutsche
Kaiserkrone tragen sollte, seinem Herzen folgen. Wilhelm I. war das nicht
vergönnt.
Mittwoch, 7. 6. 1933
Mittags fuhren die
Mädel ab, jede in ihr Reich ... in 3 Wochen sehen wir uns wieder
...
Freitag, 9. 6. 1933
Karl hatte
Probelektion ...
Sonntag, 11. 6. 1933
Taufe bei Wedigs ..
Dienstag, 13. 6. 1933
Am 16. ist
Volkszählung. Gustav Prostka bekam die Mühle zugeteilt
und lernte so unser Haus kennen.
Mittwoch, 14. 6. 1933
In Lyck
ging ich zu Kulimas, die große Nazigegner sind. ...
Sonnabend, 24. 6. 1933
“Tag der Jugend“ in
deutschen Landen ...
Mittwoch, 28. 6. 1933
Lotte traf ein
(Schulferien) ...
Donnerstag, 29. 6.
1933
Seefeld erschien, vom
Jugendamt mit dem Transport der Berliner Kinder auch in diesem Jahr betraut.
Wir glaubten, er wäre auch erledigt. Scheinbar tritt er für Hitler ein und
lehnt dann alles ab was die Nazis gut heißen. ...
Freitag, 30. 6. 1933
Anna, Lotte und Lore
planen eine Fahrt nach Talken und Pammern
an die Gräber. ...
Sonnabend, 1. 7. 1933
Else traf ein
(Schulferien) ...
Sonntag, 2. 7. 1933
Nachmittags Besuch von
Frau Knispel und Frau Küßner
mit zwei Berliner Kindern ...
Stiller Abend in der
Veranda mit Hetchen und Frida. Lotte spielte Nazilieder
auf dem Grammophon.
Montag, 3. 7. 1933
Langer Brief von Frau Homm. Die Gute trauert sehr um den verflossenen Hugenberg und
daß die Partei nun aufgelöst ...
Dienstag, 4. 7. 1933
... Zu Kaffee Herbert
Schneider mit seinem Kollegen Jostiß aus Kattenau ... Um 6 Uhr fuhren sie auf ihrem Motorrad zu
Verwandten nach Lyck ... morgen dann Fortsetzung der
Masuren-Rundfahrt ...
Donnerstag, 6. 7. 1933
... Nachdem alle
Parteien schlafen gegangen sind, hat sich nun auch das Zentrum aufgelöst. Wer
hätte das vor einem Jahr gedacht!
Sonnabend, 15. 7. 1933
Karl ist mit seiner
(schriftlichen) Arbeit fertig. Er behauptet, sie sei schlecht und wäre
entscheidend, ob er im Schuldienst bleibt! ...
Sonntag, 16. 7. 1933
Um 8 Uhr Warda (mit dem Auto) vor der Tür. Anna und die drei Mädel
schachtelten sich ein und fuhren ab ... Hoffentlich kommen sie mit dem alten Klapperkasten
gut heim.
Montag, 17. 7. 1933
Nach dem Frühstück
rollt ein Auto an, sie sind wieder da, aber nicht mit Warda.
Sein Auto hatte gestreikt und ging dann ganz kaputt ...
Freitag, 21. 7. 1933
Mit Willy machten wir
unseren Gegenbesuch bei Joswigs (in der Schule) ...
Mittwoch, 26. 7. 1933
Karl und Lotte in Seliggen bei Walch ...
Montag, 31. 7. 1933
Lotte fuhr ab ...
Dienstag, 1. 8. 1933
Else fuhr ab ...
Mittwoch, 2. 8. 1933
Karl ging für drei
Tage nach Lyck zu einem Kursus für Amtsanwärter. Die
SA-Uniform steht ihm gut. ...
Sonntag, 6. 8. 1933
Karl 26 Jahre alt ...
Freitag, 11. 8. 1933
Vor einem Jahr noch
Verfassungsfeiern, und heute? ...
Sonnabend, 12. 8. 1933
Die frische Ernte wird
schon zur Mühle gebracht. ...
Karl in Kallenzinnen, hinbefohlen ...
Dienstag, 15. 8. 1933
Karl heute erst um 20
½ Uhr zu Hause. Die „Mordkommission“ aus Königsberg war da, große Verhöre des
Direktors wegen. Karl saß umsonst die vielen Stunden, wurde nicht vernommen.
Freitag, 18. 8. 1933
Karl hat heute und
morgen Ausflug, nach Treuburg ...
Sonnabend, 19. 8. 1933
Fahrt zu Möllers nach Junkerken über Klawsdorf ...
Montag, 21. 8. 1933
... Abends Radio
gehört ... Das sehr gute Radio ist eine fabelhafte
Abendunterhaltung. Ich wünschte, wir hätten es. ...
Sonntag, 27. 8. 1933
Vormittag im Radio die
ganze Tannenbergfeier in Hohenstein gehört, ganz erhebend. Der
alte Hindenburg noch rüstig im Wort, aber sonst schon sehr hinfällig, mußte gestützt werden. ...
Dienstag, 29. 8. 1933
... Eva fuhr abends
nach Rössel zum Konzert der SS. Ich las und hörte Radio und habe dann mit Karl und
Max Bilder aus Chile besehen. Ich kann verstehen, daß
es ihn dorthin zieht, wo er so frei leben konnte und wo er eine gute Stelle in
Aussicht hatte.
Mittwoch, 30. 8. 1933
... Abends hörte ich
den großartigen Empfang Hitlers im Rathaus in Nürnberg. Ansprachen, Fanfaren,
Gesänge – alles tadellos übertragen. Wie muß sich der
einfache Musketier aus dem Weltkrieg nun vorkommen? Er bleibt der schlichte
Mann aus dem Volk.
Freitag, 1. 9. 1933
... Kurt fährt heute
nach Nürnberg ... Am Nachmittag hörten wir alle die große Kulturrede des
Führers im Radio.
Sonnabend, 2. 9. 1933
... Abends wieder
großartige Übertragung aus Nürnberg. Das Feuerwerk überwältigend, das größte
der Welt bisher.
Sonntag, 3. 9. 1933
... Dann hörten wir
Hitlers groß angelegte Rede an den Kongreß, die mit
größter Begeisterung von den Zuhörern aufgenommen wurde. ...
Montag, 4. 9. 1933
... Die Tage von
Nürnberg sind nun auch verrauscht, und die ganze Welt blickt staunend auf das
geeinte Deutschland. ...
Donnerstag, 7. 9. 1933
Letzter Tag in Junkerken ...
Freitag, 8. 9. 1933
Rückfahrt nach Mrossen ...
Dientag, 12. 9. 1933
Von Lotte und Else aus
Cranz eine Karte. Sie haben dort schöne Stunden am
Strand verlebt ...
Freitag, 15. 9. 1933
Mein 61. Geburtstag
... viele Glückwünsche per Post ... Onkel Adolf zu Besuch ...
Donnerstag, 21. 9. 1^933
Onkel Adolf fuhr ab.
Der heitere Besuch ist fort ... An ihm stört nur, daß
er Ludendorffer ist ...
Dienstag, 3. 10. 1933
Mit großem Interesse
liest man noch mal über die großen Kundgebungen der Bauern in Hameln und die
Rede des Führers dort. ...
Freitag, 6. 10. 1933
... Karl erhielt vom
P. S. K. die Nachricht, daß er nach Königsberg an die
Burgschule kommt, gleichzeitig aber mit dem Wunsch, zunächst für ½ Jahr ins
Arbeitslager zu gehen. Während alles dafür ist, ist Anna dagegen, ich stimme
nicht mit ...
Sonntag, 8. 10. 1933
Lotte fuhr ab ...
Montag, 9. 10. 1933
Else fuhr nach
Königsberg ab ...
Sonnabend, 14. 10.
1933
Jobski erzählte, daß der Völkerbund aufgelöst ist. Um ¾ 7 erschien Otto
atemlos: Hitler spricht. Alle zogen wir in Emils Stube und vernahmen wieder
Worte, wie sie eben nur Hitler spricht. U. a. erläuterte er die Notwendigkeit
unseres Austritts aus dem Völkerbund und verkündete die Auflösung des
Reichstags und Neuwahlen im November.
Montag, 16. 10. 1933
Nachricht, daß Karl nicht ins Arbeitslager kommt. Nun muß er in die Burgschule und fährt morgen ab. ...
Mittwoch, 18. 10. 1933
Fahrt nach Lötzen zu Rievers und Homms ... viele Bekannte besucht ...
Sonnabend, 21. 10.
1933
Rückfahrt nach Mrossen ...
Dienstag, 24. 10. 1933
Abends hörten wir im
Rundfunk Hitlers erste Wahlrede, die er in Berlin im Sportpalast hielt. Sie war
vorzüglich angelegt und fand die Billigung der Zuhörer, die tosend ihren
Beifall kund gaben. ...
Sonnabend, 28. 10.
1933
Wedig erschien früh: in der Mühle wurde eingebrochen,
3 Zentner Gemenge wurden gestohlen ...
Sonntag, 5. 11. 1933
Um 2 ½ Uhr hörten wir
im Radio Hitler in Elbing reden, wieder erhebend! ...
Freitag, 10. 11. 1933
Heute Hochzeit im
Hause Usko (Abbau Mrossen),
die ich mit Lore mitmachte ...
Sonntag, 12. 11. 1933
Herr Wedig fuhr Anna und mich zur Wahl ...
Montag, 13. 11. 1933
Von Else ein Brief.
Karls Lektion war schlecht. Was werden wir da noch erleben? ...
Sonnabend, 18. 11.
1933
Von Else langer Brief.
Sie hat am Mittwoch eine gute Lektion gehalten und Karl tanzte gestern Abend,
von Lydia eingeladen, auf einem Fest im Tiergarten! ...
Montag, 11. 12. 1933
Lorchen 25 Jahre alt
...
Mittwoch, 13. 12. 1933
- 22 °C, das Wasser
friert in der Küche ein! ...
Sonntag, 17. 12. 1933
Ich bekam die Grippe,
nur geringes Fieber, aber doch so, daß ich mich kaum
rühren konnte ...
Freitag, 22. 12. 1933
Lotte und Karl kamen ...
Sonnabend, 23. 12.
1933
Else kam sehr vergnügt
an, sie muss leider schon am 2. Feiertag wieder fort, um ihre Assessorarbeit
zum 3. 1. fertig zu machen.
Sonntag, 24. 12. 1933,
Heiligabend
Vom Bett aus hatte ich
an Frau Rievers, Borko, Eduard
und Frau Meiner geschrieben ... Ich stand für den Nachmittag und Abend auf. Es
geht mir gut, bis auf die allgemeine Schwäche. Lorchen schmückte einen sehr hübschen
Baum, der im Klavierzimmer steht und bis zur Decke reicht. Lottchen
erfreute uns mit nützlichen Sachen, sonst fiel alles aus. Die Zeiten sind
vorüber, wo ich den Meinen eine Freude machen konnte.
Montag, 25. 12. 1933,
1. Feiertag
Viele Kartengrüße ... Abends noch Pietrzeniuk und Wedigs, nach dem Essen letztere zum langen Skat. Ich
empfahl mich früher.
Dienstag, 26. 12.
1933, 2. Feiertag
Elske fuhr mittags ab
... Karl und Lore abends noch nach Sybba. ... Wieder
alle Skatbrüder zum langen Skat.
Mittwoch, 27. 12. 1933
... Frau Ranta und der Nachbar zum Kaffee, dann er und alle wie
gestern zum Skat.
Donnerstag, 28. 12.
1933
...Auf Welitz warteten wir vergeblich. Er meidet das Hitlerhaus
wohl mit Absicht! ...
Sonntag, 31. 12. 1933
Nun gehst du schlafen,
altes Jahr, hast uns große Veränderungen gebracht, aber nichts Liebes genommen,
wir sind zufrieden mit dir. ... Abends spielten wir Skat bis uns ein Choral,
von Lottchen gespielt, verkündete, daß des Jahres letzte Stunde naht ...
Montag, 1. 1. 1934
... eine
Verlobungsanzeige: Käthe Rievers mit Gerichtsassessor
Schlemminger ... Nach menschlichem Ermessen ist Käthe
für die Zukunft versorgt und hoffentlich glücklich.
Dienstag, 2. 1. 1934
Um 1 Uhr reiste Karl
ab, von Lore bis Lyck begleitet....
Sonnabend, 6. 1. 1934
Elske schrieb, Karl
fährt morgen zu einem Geländesportkursus in der Nähe von Köslin, der für
Referendare gewünscht wird. ...
Dienstag, 9. 1. 1934
Lotte 31 Jahre alt ...
Dienstag, 16. 1. 1934
Schon früh hielt mir
der Chef (Wedig) einen längeren Vortrag in der Küche
über Lehrlinge, „Lupse“ und dergleichen. ...
Freitag, 19. 1. 1934
Else 29. Geburtstag
...
Sonntag, 21. 1. 1934
... Lore und ich
gingen zu Kaffee zu Georgs Geburtstag zu Pietrzeniuks.
Seidenstückers wurden auch erwartet, kamen aber
nicht, wollten mit uns nicht zusammen sein ... Pietrzeniuk
begleitete uns noch zum Skat.
Donnerstag, 25. 1.
1934
Beerdigung des alten Pilchowski ... anschließend „Leichenschmaus“ ...
Um 10 ½ Uhr zu Hause,
wo Skat mit Gansa und Wedig,
der mich bitten kam, für seine drei Lupse zu sorgen,
wenn sie Sonnabend bis Montag verreisen. Na, man immerzu.
Freitag, 26. 1. 1934
... Abends Pietrzeniuk zum langen Skat.
Sonnabend, 27. 1. 1934
... Wir wärmten den Lupsen ihr Essen und Lore strich zum Abend die Brote. ...
Lore ging dann noch mit der Jugend aus. Zum Kaffee Frau Pietrzeniuk,
Frau Willimzig und Frau Joswig,
sehr muntere Kaffeetafel ...
Dienstag, 30. 1. 1934
Ein Jahr ist Hitler
Reichskanzler, wie lange noch? ... Wir gingen um 3 Uhr zu Kulliks
ins Nebenhaus und hörten dort mit W., Frida und Heta
die große Eröffnungsrede des Reichstags vom Kanzler. Er sprach wieder
vorzüglich 2 ½ Stunden. Die Rede floß wie aus einem Guß. Und was er sagte! Das kann sich mancher hinter die
Ohren schreiben. ...
Donnerstag, 1. 2. 1934
... Die Hitler-Rede
las ich in Ruhe. Sie ist so vorzüglich, niemand kann daran rütteln. Das Ausland
ist des Lobes voll. Hitler wird überall gewürdigt.
Sonnabend, 3. 2. 1934
... Abends großer
Betrieb: Willimzig, Pietrzeniuk,
Frau Joswig mit Wurst und Wurstsuppe. Es wurde spät ...
Sonnabend, 10. 2. 1934
Es laufen Kurse für
Damen, die im 9. Landschuljahr tätig sein wollen. Lore las das und griff es
auf. ... Vielleicht ist dies gut für Lore. Studieren ist ja nutzlos für sie,
überhaupt und auch in dieser Zeit . ...
Donnerstag, 15. 2.
1934
Annas 56. Geburtstag
... viele Gratulanten und Gäste ...
Lore ist zum Kursus
angenommen und wird am 24. 2. einberufen. ...
Donnerstag, 22. 2.
1934
Abends das Telefon 9 ½
Uhr, Else meldet ihr bestandenes Examen. Wir sind froh. ...
Freitag, 23. 2. 1934
Willimzig, Franz Sendzik und
Pietrzeniuk fuhren früh zum Bauerntag nach Insterburg ...
Lore bekam die
Einberufung zum Führerschulungskursus für 4 Wochen nach Angerburg. ...
Donnerstag, 1. 3. 1934
Mit dem 3 Uhr Zug
erschien Lorchen. Die ärztliche Untersuchung ergab, daß
sie noch zu schwach ist, das Ganze zu zwingen. Wir freuen uns, Lore hier zu
haben.
Montag, 5. 3. 1934
Von Else ein Brief,
sie hat sich erkundigt. Es geht noch, daß Lore den
Mittelschullehrer machen kann, im Juni sind die letzten Termine. ...
Donnerstag, 8. 3. 1934
Else schickte ein
Prospekt für die Mittelschule in Eisenach, sehr beachtlich, aber sehr teuer die
Ausbildung.
Freitag, 9. 3. 1934
Vor 20 Jahren zog ich
von Berghof und nahm viele schöne Erinnerungen mit, schon 20 Jahre! ...
Dienstag, 13. 3. 1934
Von Else kurzer Brief,
daß Lore zur Mittelschullehrerprüfung angenommen
wird. Lore mußte noch einen Ariernachweis
bestätigen, und alles ging an Else ab.
Mittwoch, 21. 3. 1934
Um 11 Uhr hörten wir
im Radio den Adolf. Was er wieder sagte, war gut und wahr.
Der Schluss war: „Auf Deutsche, zur Arbeit!“
Freitag, 23. 3. 1934
Else schrieb, sie ist
in Sorge, daß sie nun nichts verdienen kann. Wir
bestehen darauf, daß sie nach Hause kommt. ...
Mittwoch, 28. 3. 1934
... Lotte und Karl
trafen vergnüglich ein ...
Gründonnerstag, 29. 3.
1934
Lore und Karl fuhren
Else abholen, munter traf sie ein ...
Donnerstag, 5. 4. 1934
Ein Brief vom
Oberpräsidium an Else brachte große Aufregung ins Haus. Assessoren und Referendare
sollen sich für das Landschuljahr melden. Else verzichtet, Karl tut es aber.
Möchte er endlich Glück haben.
Freitag, 6. 4. 1934
Karl fuhr schon am
Vormittag ab ... Joswig kam des Luftschutzes wegen.
Ich bin Hauswart geworden, auch ein Amt im 3. Reich!
Montag, 9. 4. 1934
Lotte fuhr ab ... Else
gibt Walter J. Nachhilfestunden. Der arme Kerl bleibt sitzen und soll
½ Jahr zu Hause gefördert werden. ... Willimzig für 6
Tage Geschworener, kam heute erzählen, daß sie drei
Angeklagte verurteilten. ...
Mittwoch, 11. 4. 1934
Von Lotte die
Nachricht, daß sie in Insterburg
bleibt, wir sind froh. ...
Sonnabend, 14. 4. 1934
Walter Joswig begann seine Nachhilfestunden bei Else, täglich
zwei. Deutsch, Französisch, Englisch, den Monat 35 M, nicht viel. Hoffentlich
fördert sie ihn nach ihrem Wunsch, dumm scheint er nicht zu sein. ...
Freitag, 20. 4. 1934
Der Geburtstag des
Führers wird noch nicht öffentlich begangen, es wehen nur die Fahnen auf den
öffentlichen Gebäuden und bei den Nazis.
Sonntag, 22. 4. 1934
Von Lore und Karl die
Nachricht, daß Karl wohl ins Arbeitslager kommt.
Montag, 23. 4. 1934
Else kam ganz
aufgeregt von Lyck zurück, sie soll sich an der
Privatschule Drengfurth sofort melden! ...
Donnerstag, 26. 4.
1934
Willys 61. Geburtstag
... viele Gratulanten und Gäste ...
Montag, 30. 4. 1934
In einem herrlich
schönen Frühlingstag ist der April verklungen. Er gehört zu den schönsten, die
ich erlebt habe. Die Birkenblätter sind voll entwickelt, die Maiglöckchen vor
dem Aufblühen. Ich war lange im Walde, sammelte Schischken
(Kiefernzapfen) und atmete Kiefernluft.
Dienstag, 1. Mai 1934
... Am Vormittag
hörten wir Göbbels und Hitler zu der Jugend sprechen,
um 4 Uhr die große Ansprache an das Volk auf dem Tempelhofer
Feld. Gut war die Rede und fabelhaft der Aufmarsch. ... Abends Willimzig und Pietrzeniuk zum
Skat.
Mittwoch, 2. 5. 1934
Am Nachmittag tauchten
zwei Autos auf und hielten an unserem Tor. Ihnen entstiegen Homms,
Else Kemke und Frau Dr. Pfeifer. Das war eine
Überraschung! Das ganze Haus wurde besehen, man staunte Bauklötzer! ...
Sonntag,, 6. 5. 1934
Von Lore die
Nachricht, daß Karl am 10. einberufen wird. Gott sei
Dank, möchte es ihm gut gehen.
Mittwoch, 9. 5. 1934
Karl muß sich morgen früh
½ 7 melden, mit Sack und Pack. So fand bei ihm die erste Station seines
Werdegangs ihren Abschluß, möchte die zweite
glücklicher für ihn ausfallen. ...
Freitag, 11. 5. 1934
Else brachte die
Nachricht, daß sie ab sofort ans Oberlyzeum Osterode
versetzt ist. ...
Sonntag, 13. 5. 1934
Else fuhr nach
Osterode ab ...
Montag, 14. 5. 1934
Von Karl aus Labiau eine Karte. Er befindet sich dort im Arbeitslager, in
seiner Stube Arno Pallasch. ...
Freitag, 18. 5. 1934
Lotte kam an ...
Dienstag, 22. 5. 1934
Von Karl ein Brief mit
genauer Beschreibung seiner Tätigkeit dort. Er hat den Plan, weiter im
Schuldienst zu bleiben. ...
Donnerstag, 24. 5.
1934
Else schrieb
ausführlich von ihrer Pfingstreise in ihres Vaters Heimat ...
Montag, 28. 5. 1934
Fahrt nach Lötzen zu Rievers und Homms ...
Mittwoch, 30. 5. 1934
Rückfahrt nach Mrossen ...
Sonntag, 10. 6. 1934
Zu Kaffee mit Anna zu Joswigs (Lehrerfamilie im Schulhaus) ...
Sonnabend, 15. 6. 1934
Seidenstücker ist ab 1. 7. nach Czarnowken, Kirchspiel Widminnen,
versetzt.
Montag, 18. 6. 1934
Von Karl ein Brief. Er
ist am Vormittag noch immer Schreiber und am Nachmittag hat er anderes zu tun.
Sonnabend, 23. 6. 1934
Von Lore die
erfreuliche Nachricht, daß die Lektionen geglückt. Da
wird sie es wohl schaffen. ... Piede (Seidenstücker) ist ab 1. 7. endgültig versetzt. Nun hat Opitz
(Nachfolgebewerber) freie Bahn. ...
Montag, 25. 6. 1934
Nach dem Mittagessen
erschien Frl. Ukraß, eine echte „Hitlersche“ ...
Donnerstag, 28. 6.
1934
Abends brachte der
Nachbar die Nachricht, daß ein Schmiedt
aus Berlin hier Lehrer wird.
Freitag, 29. 6. 1934
Lotte und Else kamen
an (Ferien) ...
Sonnabend, 30. 6. 1934
Von Lore die
Nachricht, daß sie das Mittelschullehrerin-Examen
am 28. gemacht hat. Wie glücklich wird sie sein! Und wir mit ihr. ...
Sonntag, 1. 7. 1934
... Meuterei der SA-Führer
in München mit Röhm an der Spitze. Hitler hat die
Bande selbst verhaften helfen und sieben totschießen lassen! Dann sollte in
Berlin Schleicher verhaftet werden. Er setzte sich mit der Waffe zur Wehr und
wurde mit der Frau im Handgemenge erschossen. Um 7 Uhr hörten wir Göbbels im Rundfunk, in Deutschland ist Ruhe, die SA hält
Hitler die Treue. ...
Montag, 2. 7. 1934
Ich war in Lyck ... Überall, wo einige Leute zusammen stehen, hört
man, daß Hitler richtig gehandelt, indem er die
Verräter gleich erschießen ließ ...
Donnerstag, 5. 7. 1934
... Hitler hat
Hindenburg in Neudeck über seine scharfen Maßnahmen den Verrätern gegenüber
Bericht erstattet. Der alte Herr billigt voll und ganz sein Tun. Hitler hat uns
vor Schlimmem bewahrt.
Freitag, 6. 7. 1934
Lore kam an ... Lotte
brachte eine französische Zeitung und las uns daraus über die Ereignisse des
30. Juni vor. Unglaubliche Lügen sind da enthalten, wie soll man sich da
wehren? ...
Sonntag, 8. 7. 1934
... Abends zum Skat
noch der Nachbar, Pietrzeniuk und der neue Lehrer Schmiedt, der uns gut gefällt. Es wurde ein langer Skat in
der Veranda.
Dienstag, 10. 7. 1934
... Abends hörten wir
die Göbbels-Rede „Deutschland im Spiegel des
Auslands“. Lauter Lügen der ausländischen Presse, die er widerlegte.
Freitag, 13. 7. 1934
... Abends groß
angelegte Hitler-Rede. Er motivierte sein Tun am 30. Juni den Verrätern
gegenüber vor Deutschland und dem Ausland. Wir sind stolz auf unseren Führer.
Gebe Gott, daß er uns erhalten bleibt. ...
Sonntag, 15. 7. 1934
In der Heimat gewesen
... um 12 Uhr ab Mrossen mit Anna, Lotte, und Lore
... über Jucha, Alt Krzywen,
Neuhoff nach Pammern. Auf
dem Kirchhof legten wir Sträuße auf die Gräber ... schlechter Weg nach Rostken ... dann direkt heim.
Freitag, 20. 7. 1934
Um 3 Uhr erschien Karl
aus dem Arbeitsdienstlager ... Es ist nicht ganz einfach, sich da zu behaupten.
Er hat keine Lust, Führer zu werden ...
Sonntag, 22. 7.1934
Zu Kaffee und
Abendbrot alle vier Kinder bei Czapniks ...
Montag, 23. 7. 1934
Mit Welitz (Talken) saßen wir, und es
gab viel zu erzählen ... später Skat ...
Mittwoch, 25. 7. 1934
Welitzens verließen uns mittags ...
Freitag, 27. 7.1934
... die Nachricht, daß Dollfuß erschossen wurde. Ob von den bösen Nazis?...
Montag, 30. 7. 1934
Else erhielt die
Nachricht, daß sie nicht mehr nach Osterode
zurückkommt.
Mittwoch, 1. 8. 1934
Lotte war mit Frau Joswig und ihren Geschwistern Landin
in Talussen, Bartossen und Barannen, Ehrenfriedhöfe und Schule besehen. ...
Donnerstag, 2. 8. 1934
Der alte Hindenburg schlief gegen 9 Uhr für
immer ein. Ergriffen steht das deutsche Volk an seiner Bahre. Er hat Hitler
noch zu seinem Nachfolger ohne jede Wahl ernannt. Hitler war gestern dort. ...
Freitag, 3. 8. 1934
Hindenburg wird in
Tannenberg beerdigt ...
Montag, 6. 8. 1934
Karls 27. Geburtstag,
sang- und klanglos ... Else erhielt den Auftrag, sich um die Hauslehrerstelle
bei Frau Landrat v. Perbandt zu bewerben. ... Um 12
Uhr hörten wir die Trauerrede vom Führer im Reichstag ... Karl und Lotte fuhren
dann ab ...
Dienstag, 7. 8. 1934
Um 11 Uhr hörten wir
die Trauerfeier in Tannenberg ... Nun ruht der alte Mann aus dem Preußenwald
dort, wo er die Schlachten gelenkt, die uns von den Russen befreiten. ...
Freitag, 10. 8. 1934
Else geht zu v. Perbandts ...
Montag, 13. 8. 1934
Karl meldete, daß er in die Provinz soll und nicht mag, was nun? ...
Abends hörten wir Göbbels- und Heß-Reden, sehr gut.
Dienstag, 14. 8. 1934
Lore schickte ihre
Bewerbung um die Hauslehrerstelle bei v. Franzius ab ...
Freitag, 17. 8. 1934
Else schrieb, kluge
Kinder, sonst nicht doll ...
Abends hörten wir bei Kullik im Radio die große Hitler-Rede aus Hamburg. Einfach
fabelhaft, und ein Empfang!
Sonnabend, 18. 8. 1934
...In Mrossen Propagandafackelzug ... Zufällig auch Lore dabei.
Montag, 20. 8. 1934
Von Else ein Brief aus
Königsberg, voll Sorge über Karl, der nicht weiß, was er will ...
Freitag, 24. 8. 1934
Von Else ein Brief, es
scheint ihr immer besser zu gefallen ...
Sonnabend, 25. 8. 1934
Fahrt zu Besuch bei
Heumanns (Gablick) ...
Sonnabend, 1. 9. 1934
Wieder daheim ...
Dienstag, 4. 9. 1934
... Lore soll Walter J(obski?) Stunden geben ...
Mittwoch, 5. 9. 1934
Walterchen erschien um
10 Uhr ...
Donnerstag, 6. 9. 1934
... Abends hörten wir
die Begrüßung des Arbeitsdienstes durch den Führer in Nürnberg.
Freitag, 7. 9. 1934
... Wir hörten um 20
Uhr den Appell der P. O. (Parteiorganisation) vor dem Führer in Nürnberg, ganz
vorzüglich.
Sonnabend, 8. 9. 1934
Um 10 ½ Uhr wieder am
Radio den Appell der HJ (Hitlerjugend) vor Hitler in Nürnberg. Es war geradezu
überwältigend ...
Montag, 10. 9. 1934
Gestern Abend hörten
wir noch den Appell der SA und SS vor dem Führer ... heute Abend die Rede des
Führers vor dem Kongress ...
Sonnabend, 15. 9. 1934
Mein 62. Geburtstag
... die Post brachte mir viele Glückwünsche ... viele Gratulanten ...
Else schrieb aus
Langendorf ...
Mittwoch, 19. 9. 1934
Lore meldete sich
gestern als Lehrkraft auf eine Försterei ...
Sonnabend, 22. 9. 1934
Endlich ein
Lebenszeichen von Brecht, er ist entschiedener Antinazi, muss ihn mal fragen,
warum? ...
Freitag, 28. 9. 1934
... Lotte Liedtke bot
Lore eine Stelle an, die sie annehmen will. Zwei Kinder, Sexta, 40 M ...
Dann erschien Karl mit
seinen Sorgen. Er hat kein Zutrauen zu sich, das ist traurig. Aus dem
Schuldienst ist er nun endgültig raus, was nun? ...
Else und Lotte kamen
an ...
Sonntag, 30. 9. 1934
Erntedankfest im Dorf
...
Montag, 1. 10. 1934
Die Kinder erhielten
Briefe ... Else kommt nach Deutsch Eylau und Lore in
den Kreis Fischhausen, alles sehr weit, hoffentlich aber gut. Frau v. Perbandt wird traurig sein, das war ein kurzes Glück mit
Else ...
Donnerstag, 4. 10.
1934
Die Mädel packten für
ihren 4-tägigen Aufenthalt in Königsberg, wohin sie am Nachmittag zur Gautagung abfuhren ...
Dienstag, 9. 10. 1934
... Es erschienen zwei
Männer, die machten das Radio im Eßzimmer an. Die
gute Lotte hat es veranlaßt, ein frühzeitiges
Weihnachtsgeschenk! Wie wird es uns die Zeit verkürzen in langen Winterabenden!
...
Donnerstag, 11. 10.
1934
Unser Radio macht uns
viel Freude, ein guter Einfall von Lotte ... Und da das Licht frei ist, hören
wir immer die letzten Nachrichten aus aller Welt um 10 Uhr. ...
Sonntag, 14. 10. 1934
Karl und Lore fuhren
nach Königsberg ab ...
Mittwoch, 17. 10. 1934
Ein Gesetz ist
gemacht: Hitler bleibt auf Lebenszeit Führer des deutschen Volkes ...
Donnerstag, 18. 10.
1934
Von Else ein Brief,
sie hat es schwer mit ihren vielen ungezogenen Knaben. ...
Mittwoch, 24. 10. 1934
Von Lore und Else
Briefe. Lore lebt sich ein, es ist sonst einfach dort. ...
Dienstag, 30. 10. 1934
Von Lotte ein Brief,
Karl hat endlich einen Entschluß gefasst, er will
nach Elbing! Freuen werde ich mich erst, wenn er dort
ist ...
Sonntag, 4. 11. 1934
Karl braucht noch
Urkunden für Elbing, Beweise arischer Abstammung der
Eltern. Ich schrieb dieserhalb an das Standesamt Jucha.
...
Freitag, 9. 11. 1934
Für Karl die Urkunde
... Ich in Lyck, Anna kam mit, ein Ereignis für sie,
nach fünf Jahren mal wieder mit der Kleinbahn! ...
Die Einträge vom 10. 11. – 24. 11. 1934 (ein Blatt) fehlen.
Dienstag, 27. 11. 1934
Else schrieb, die
Klasse ist furchtbar ...
Mittwoch, 28. 11. 1934
Am Nachmittag in der
Schule von Teßmer ein Vortrag über Luftschutz ...
Donnerstag, 29. 11.
1934
Von Ede ein Brief ...
beleidigend gegen die Kinder und mich ... Die Kinder werden sich wundern ...
Montag, 3. 12. 1934
Karl schrieb, er wird
wohl nicht nach Elbing kommen. ...
Montag, 10. 12. 1934
Vor 100 Jahren wurde
im Hause des Gerbermeisters Bergmann in Bodschwingken
(Kreis Angerburg) ein kleines Mädchen geboren, das unsere Mutter wurde. Sie
erzählte oft von ihrer freudlosen Kindheit bei der strengen Mutter und ihrer
schweren Jugend in fremden Häusern. Glücklich lebte sie dann im eigenen Heim
und sorglos bei Anna bis zu ihrem Tode.
Sonntag, 16. 12. 1934
Zur Andacht (Radio) am
Vormittag Pietrzeniuk und Frieda ...
Freitag, 21. 12. 1934
Willy schrieb an Ede ...
Sonnabend, 22. 12.
1934
Lore und Else kamen um
3 Uhr, Karl um ½ 8. ...
Sonntag, 23. 12. 1934
... Pietrzeniuk brachte einen schön gewachsenen Baum und blieb
zum Skat ...
Heiligabend, 24. 12.
1934
... Der Abend schön und
feierlich, viele praktische Geschenke. Die Sorge mit Karl tritt zurück.
Silvester, 31. 12.
1934
Das alte Jahr geht zu
Ende. Es brachte uns viele schlaflose Nächte und viele Enttäuschungen, dann
auch viel Freude. Mir geht es nicht gut. Ich habe Fieber. Frau Rievers schrieb, daß am 26. 1.
Hochzeit ist, nur in Familie. Lore ging nach Sybba
tanzen, Karl blieb hier.
Neujahr, 1. 1. 1935
Wir sechs erwarteten
das neue Jahr und brannten die Lichtlein aus. ...
Ede schrieb an
Wilhelm! ... Nach dem Abendbrot die Jugend zum Tänzchen.
Sonntag, 6. 1. 1935
Der heutige Tag steht
im Zeichen der Saar. In Saarbrücken große Kundgebungen, in Berlin sprach Heß ganz ausgezeichnet. Wir allein, Skat nur mit Karl.
Montag, 7. 1. 1935
Die drei Kinder fuhren
mit dem Morgenzug ab ...
Mittwoch, 9. 1. 1935
Lottes 32. Geburtstag
...
Donnerstag, 10. 1.
1935
Karl mit „Sack und
Pack“ zu Hause, er hat Königsberg endgültig den Rücken gekehrt. Wie wird sein Weg
nun weiter sein? ...
Sonnabend, 12. 1. 1935
... Karl abends in Lyck von der Partei aus. ...
Sonntag, 13. 1. 1935
Der Tag im Radio im
Zeichen der Saarabstimmung ...
Montag, 14. 1. 1935
Ich mit Karl in Lyck. Wir kauften den „Hitler“ für W-s (?) zur „Silbernen“.
Ob sie gefeiert wird? Jedenfalls ist Knispel (der
neue Landrat) eingeladen ...
Dienstag, 15. 1. 1935
Der Tag im Zeichen der
Saarabstimmungsergebnisse ... große Rede des Führers an die Saarländer,
Verkündung durch Göbbels, Flaggen hissen, Schulen
frei bekommen,
Fackelzüge ... Es ist ein erhebendes Gefühl, diese große Zeit mitzuerleben. ...
Mittwoch, 16. 1. 1935
Gestern kam Walter Joswig zu Karl in Stunden. Heute erschienen die Eltern mit
3 Pf Schweinefleisch und das Entgelt für die Stunden besprechen ...
Sonnabend, 19. 1. 1935
Elses 30. Geburtstag
...
Sonntag, 20. 1. 1935
Silberhochzeitsfeier
bei W-s (?) ...
Sonnabend, 26. 1. 1935
Hochzeit von Käthe Rievers, wir schickten ein Telegramm ...
Montag, 28. 1. 1935
Kurt Pietrzeniuk von Karl geprüft, ob seine Kenntnisse für Sexta
genügen. ...
Donnerstag, 31. 1.
1935
Frau Joswig mit Eiern und Rauchwurst, weil Karl so wenig Entgelt
für die Stunden nimmt. ...
Mittwoch, 6. 2. 1935
Karl bekam von Elbing endgültig abschlägigen Bescheid, gut so. ...
Dienstag, 12. 2. 1935
Karl war in Sybba bei Buttkes, um sich für
den Militärdienst zu melden. ...
Freitag, 15. 2. 1935
Anna 57 Jahre alt ...
viele Gratulanten ... zum Abend waren wir 20 Personen ...
Mittwoch, 20. 2. 1935
W. erzählte, daß Knispels nach Lyck ziehen werden, so müssen wir die Lampen abgeben ...
Freitag, 22. 2. 1935
Karl erhielt die
Nachricht, daß er nach Königsberg soll betreffs der
militärischen Meldung ...
Montag, 25. 2. 1935
Gestern Abend hörten
wir eine groß angelegte Rede des Führers, gehalten in München aus Anlass der
15. Wiederkehr des Tages, an dem er sein Programm in demselben Saal verkündet
hatte. Er sprach wieder ganz hervorragend. ...
Dienstag, 26. 2. 1935
Gestern hörte ich mit
Karl zwei gute Reden, gehalten vom Rektor der Technischen Hochschule in Berlin,
zwecks Einweihung des Deutsch-Polnischen Instituts. ...
Freitag, 1. 3. 1935
Großer historischer
Tag: die Saar kehrt zurück ... Wir erlebten das große Geschehen in Saarbrücken
ganz vorzüglich am Radio mit. ...
Mittwoch, 6. 3. 1935
Lore schrieb in alter
Fröhlichkeit. Sie tritt auch in den BDM ein.
Montag, 11. 3. 1935
Von 6 bis 9 Uhr abends
Verdunkelung ...
Dienstag, 12. 3. 1935
... Der Führer für 14
Tage zur Erholung in Bayern.
Sonnabend, 16. 3. 1935
Karl wieder bei Peter
(Nachhilfe) ...
Abends hörten wir eine
Proklamation an das Deutsche Volk ... von Dr. Göbbels.
Als Antwort auf die gestern in Frankreich angenommene Dienstzeit von zwei
Jahren hat Hitler die allgemeine Wehrpflicht in Deutschland eingeführt! Das war
ein Jubel in Berlin! ...
Montag, 18. 3. 1935
Früh Ansprache Baldur
v. Schirach an die schaffende Jugend, deren Wettkampf
heute ist ...
Dienstag, 19. 3. 1935
...Die ganze Welt ist
aufgeregt, daß wir die Wehrpflicht eingeführt haben ...
Mittwoch, 20. 3. 1935
... Peter und Walter
zum Unterricht, so ist auch Karls Tag ausgefüllt. ...
Donnerstag, 21. 3.
1935
In Berlin wurden Noten
überreicht ... was wird daraus entstehen? Karl fürchtet Krieg, wir glauben es
nicht, es wäre auch zu furchtbar ...
Dienstag, 2. 4. 1935
Karl zur ärztlichen
Untersuchung, die günstig ausfiel. Nach Ostern wird er für 10 Wochen eingezogen ...
Donnerstag, 4. 4. 1935
Abends hörten wir die
Rede Görings in Danzig, ganz groß aufgezogen, wahr und packend. ...
Sonnabend, 6. 4. 1935
Karls Zöglinge sind
alle drei versetzt, wir sind sehr froh darüber ...
Gestern und heute
hörten wir abends in Danzig Göring, Heß und Göbbels Wahlreden halten ...
Mittwoch, 17. 4. 1935
Lotte bekam die
Nachricht, daß sie von Insterburg
fortkommt, wohin ist noch ungewiß...
Sonnabend, 20. 4. 1935
Deutschland flaggt zu
Ehren des Führers (Geburtstag) ... Feiern in Berlin ...
Dienstag, 23. 4. 1935
Pfarrer Radtke ist
heute an Lungenentzündung gestorben ...
Donnerstag, 25. 4.
1935
Von Rievers die Nachricht, daß sie in
den nächsten Tagen auf den Eichhof ziehen. Arme alte Leute, wie sehr tun sie
uns leid! ...
Mittwoch, 1. Mai 1935
Furchtbares
Schneegestöber schon in der Nacht und tagsüber, große Wehen überall ... Niemand
entsinnt sich so etwas erlebt zu haben....
In Berlin konnten die
Feiern stattfinden ... Wir hörten die Ansprache des Führers an die Jugend und
später an das Volk, sehr gut im Radio.
Donnerstag, 2. 5. 1935
Das Schneetreiben
hielt auch heute unvermindert an. Unser Hof ist tief verschneit, die
geschaufelten Wege sind im Nu wieder verweht. Die Kleinbahn ging mit großer
Verspätung, die Post fiel ganz aus. ... Gegen 3 Uhr hörte das Schneetreiben auf
...
Sonnabend, 4. 5. 1935
... Abends erschien
Karl, große Freude über das kleine Soldatchen, dem es gut geht.
Dienstag, 7. 5. 1935
In der ganzen Provinz
Luftschutzübung. 6 Flugzeuge umkreisten auch unser stilles Dorf.
Sonntag, 12. 5. 1935
Von Lotte die frohe
Nachricht, daß sie ab 16. in Angerburg
vollbeschäftigt unterrichtet. ...
Dienstag, 21. 5. 1935
... Abends sprach
Hitler über 2 Stunden im Reichstag über unseren Friedenswillen.
Freitag, 24. 5. 1935
... Schenke Gott uns
den Frieden, das ist unser tägliches Denken. Es sieht böse aus, überall
Rüstungen ohne Ende. ...
Sonntag, 25. 5. 1935
In Genf Verhandlungen
über den Bruch des Vertrages von Versailles. Kommt Krieg heraus?
Dienstag, 28. 5. 1935
Lorchen schrieb, war
in Königsberg, hat sich als BDM eingekleidet. ...
Fahrt nach Lötzen zu Homms ... zu Kaffee und
Abend die üblichen Gäste, Frau Rievers schon vom
Eichhof ...
Mittwoch, 29. 5. 1935
Um 9 Uhr holte mich
Kurt mit dem Auto nach dem Eichhof, wo Frau Rievers
nun ein neues Leben beginnt, und das mit 67 Jahren. ... Um ½ 1 fuhren wir zu
Karl ... Dann fuhr Kurt Herr Rievers und mich noch ½
Stündchen in dem herrlichen Wald herum ...
Donnerstag, 30. 5.
1935, Himmelfahrt
Rückfahrt nach Mrossen ... Station in Widminnen
bei Frau Kemke, die am 1. 8. nach Königsberg zieht
...
Dienstag, 4. 6. 1935
Vor 100 Jahren
erblickte unser Vater das Licht der Welt. Er war der 4. Sohn, und viele
Geschwister folgten noch im litauischen Bauernhaus, die Mutter hatte es schwer.
Freitag, 7. 6. 1935
Lotte und Else kamen
an, Lore und Karl kommen morgen (bleiben über Pfingsten) ...
Freitag, 21. 6. 1935
Lore, Else und Lotte
schrieben, sie wissen noch nicht, wann sie zu den Kursen einberufen werden. ...
Freitag, 28. 6. 1935
Am Vormittag erschien
Karl, bar aller Militärpflichten, froh und vergnügt. Was wird nun?
Mittwoch, 10. 7. 1935
Karl erhielt drei
Stellenangebote als Hauslehrer. Er meldete sich. ...
Freitag, 19. 7. 1935
Karl hat Absagen, ist
sehr niedergedrückt ...
Dienstag, 23. 7. 1935
Lotte erhielt von
einem BDM-Mädel die Nachricht, daß am Sonntag 7 Mädel
hier eintreffen und zwei Tage bleiben.
Sonntag, 28. 7. 1935
Wegen Regen kamen die
8 BDM-Mädel erst 10 ½ Uhr abends
Dienstag, 30. 7. 1935
Um 8 Uhr zogen die 8
Mädel ab ...
Dienstag, 6. 8. 1935
Karl 28 Jahre alt,
ohne Aussicht auf einen Beruf. Gebe Gott, daß es im
neuen Jahr endlich dazu kommt. ...
Mittwoch, 7. 8. 1935
...Göbbels
hielt in Essen in einer groß angelegten Rede Abrechnung mit den Feinden des
Staates. Er sprach gut. ...
Donnerstag, 8. 8. 1935
Anna nach Zapfen (zum
Heizen), Karl mit Joswigs nach Preiselbeeren. ... Karl
erhielt eine Stelle angewiesen und meldete sich.
Sonnabend, 10. 8. 1935
Gestern wurde Karl
engagiert ...
Sonntag, 11. 8. 1935
Die Insterburger (?) im eigenen Auto um 1 Uhr hier. ...
In Lyck
großer Aufmarsch, Kreisparteitag, großes Volksfest ...
Montag,12. 8. 1935
Um 10 ½ Uhr verließen
uns die Insterburger ... Dorchen
Schneider aus Berlin haben wir kennengelernt. ...
Dienstag, 13. 8. 1935
Karl fuhr ab ...
Mittwoch, 21. 8. 1935
Karl schrieb recht befriedigt ...
Dienstag, 3. 9. 1935
Karl schrieb, er
scheint ganz zufrieden. So ganz einfach wird es ja nicht sein, vier unbegabte
Kinder!
Dienstag, 10. 9. 1935
Von Fiti hörten wir, daß Karl sich
mit dem Bruder von Herrn Friedrich gut versteht ...
Mittwoch, 11. 9. 1935
Um ¾ 11 Uhr hörten wir
Hitlers Proklamation ... Abends sprach Hitler eine
Stunde über Kultur und am Nachmittag kurz bei der Grundsteinlegung der neuen Kongreßhalle. Großartig sind wieder die Tage von Nürnberg.
Donnerstag, 12. 9.
1935
Wir hörten den
Aufmarsch des Arbeitsdienstes ... Abends großer
Fackelzug und endlose Heilrufe.
Freitag, 13. 9. 1935
Wir hörten am
Nachmittag Hitler zu der Parteiorganisation sprechen und abends zu 20 000
Frauen und Mädchen ...
Sonntag, 15. 9. 1935
Mein 63. Geburtstag
... viele Gratulanten ... Wir waren zu
Kaffee 16 Damen, alle waren sie gekommen ...
Um ¾ 12 Uhr hörten wir
die Verkündung von drei Gesetzen aus der Reichstagsitzung in Nürnberg. Sie sind
hauptsächlich gegen die Juden gerichtet und verkündeten die Hakenkreuzfahne als
die Fahne des 3. Reiches.
Freitag, 20. 9. 1935
Die „Nachrichten“
bringen jetzt den Krieg Italien – Abessinien ...
Dienstag, 1. 10. 1935
Der Führer in
Ostpreußen; heute sieht ihn Lore auf der Durchfahrt, morgen Else ...
Mittwoch, 2. 10. 1935
Der Führer war Montag
in Königsberg. Die Zeitungen bringen Berichte über den Empfang und den Jubel,
der in Königsberg herrschte.
Montag, 7. 10. 1935
Gestern hörten wir im
Radio die Feierlichkeiten auf dem Bückeberg. Hitler
sprach wieder ganz vorzüglich. Überall in der Welt Krieg, Streiks, Unruhen, bei
uns tiefer Friede. Das Volk weiß dies, sonst würde es ihn nicht so feiern ...
Mittwoch, 9. 10. 1935
Karl und Else kamen an ...
Freitag, 11. 10. 1935
Lorchen schreibt, daß sie am12. ins BDM-Lager muß
...
Sonntag, 13. 10. 1935
... Abends ein Auto – Lottchen direkt vom Parteitag ...
Mittwoch, 16. 10. 1935
Karl verließ uns schon
früh, die Mädels mittags ... Ich begleitete die Mädels noch, in Lyck besuchte ich Frau v. Streng, die gestern 91 Jahre alt
wurde.
Freitag, 18. 10. 1935
Fahrt nach Lötzen zu Rievers und Homms. In Lötzen erwartete mich
Kurt mit dem Auto ... Auf dem Eichhof große Freude ... Eberhards Frau und ihre
Mutter schon da, ein kleiner Kreis im Vergleich zu den großen Kaffeetafeln
vergangener Jahre.
Montag, 21. 10. 1935
Rückfahrt nach Mrossen ...
Freitag, 25. 10. 1935
Von Else ein Brief,
vergnügt und munter. Sie ist auch BDM-Mädel geworden. Ihre Untergauführerin ist
Ilse Ehlert, die Welt ist ein Dorf ...
Sonntag, 27. 10. 1935
Schlemmingers zeigten die am 24.
erfolgte Geburt eines Sohnes an. Ich gratulierte ihnen und den
Großeltern. ...
Dienstag, 29. 10. 1935
Karl schreibt, daß Lotte mit ihm und Kolbes am 27. im Auto
in Kattenau waren, wo es sehr nett war. ...
Mittwoch, 30. 10. 1935
... Von Rievers die Nachricht, daß Käthes
Klaus ein strammer Bengel ist. Käthe geht es gut. ...
Nachmittag Knispels. Karl soll um Einstellung angehen. Wir sind gespannt
... und froh, daß die Sache endlich rollt.
Freitag, 8. 11. 1935
Karl sandte seine
Eingabe an uns, und wir gaben sie weiter an Knispel.
...
Sonnabend, 9. 11. 1935
Große Freude, daß es mit Karl endlich vorwärts geht ...
Montag, 11. 11. 1935
Heute große
Verdunkelung, bis zum 13. ...
Dienstag, 12. 11. 1935
Von Frau Rievers eine Karte. Käthe geht es nicht gut, sie hat Brustfellentzündung ....
Montag, 18. 11. 1935
In der Schule Schulung
der Hauswarte. Vortrag von Jobski und Rogalla. Der
Ernst der Sache den Dörflern noch nicht aufgehend.
Freitag, 23. 11. 1935
Von Lotte die
Nachricht, daß sie vom Angerburger
Magistrat gewählt ist und nun noch auf die Bestätigung wartet, um sich Frau
Studienrätin nennen zu können. Oh Lottchen, wir
freuen uns mit Dir! ...
Dienstag, 26. 11. 1935
... Brief von Karl, er
schreibt sehr vergnügt, hat es bei Friedrichs wirklich gut getroffen. Sie mögen
ihn wohl auch, werden am Schluß traurig sein.
Sonntag, 8. 12. 1935
Lotte schrieb, die
Festanstellung ist ins Wasser gefallen, erst ab 35 Jahren. Zu früh gefreut! ..
Sonnabend, 14. 12.
1935
Der Motor streikt in
der Mühle, wir sitzen ohne Licht. Schmerk. ...
Mittwoch, 18. 12. 1935
Die Mühle geht, wir
haben Licht! Wie wenig schön war es bei der Petroleumlampe, wie vermißte ich besonders abends die „Lampe“ ...
Freitag, 20. 12. 1932
Karl erschien um 11 Uhr
...
Sonntag, 22. 12. 1935
Tadellose Schlittbahn ...
Dienstag, 24. 12.
1935, Heiligabend
... Um 8 ½ Uhr
Bescherung. Else und Lore hatten den Baum hübsch geschmückt, Anna die bunten
Teller gemacht. Viele Geschenke erfreuten Eltern und Kinder, und die Tante
stand auch nicht abseits. – Die Gedanken gingen zurück, Weihnachten 1914 in der
Fremde, dann 1915 in Lötzen ein kleines Bäumchen. –
Und dann all die Jahre in der Schule und dann hier.
Sonnabend, 28. 12.
1935
... Lottchen fährt schon am 2. 1. nach Legienen
zu einem Kursus vom BDM ...
Dienstag, 31. 12.
1935, Silvester
... Karl und Lore mit
der Jugend in Sybba Silvester feiern. ... Mit Else und
Lotte erwarteten wir das neue Jahr. ... Nun lebe wohl, du altes Jahr. Mir warst
du ein lieber Weggesell.
Mittwoch, 1. 1. 1936,
Neujahr
Brief von Rievers, Frau Rievers ist in
Königsberg, Käthe schon gesund. ...
Karl erhielt vom P. S.
K. die Nachricht, daß er ab 7. 1. an dem
Hufengymnasium in Königsberg beschäftigt wird. Nun wird bei Friedrichs große
Trauer sein. Wir freuen uns sehr.
Montag, 6. 1. 1936
Die Ferien sind zu
Ende ... Die Kinder fuhren ab ...
Donnerstag, 9. 1. 1936
... die Luft ist so
mild wie im Frühling. Vor 33 Jahren fror es stark. Leider sind meine
Tagebuchblätter aus jener Zeit in den Kriegswirren untergegangen, sicher beim
Schulbrand am 15. 2. 1915 (in Pammern) verbrannt.
Freitag, 10. 1. 1936
Frau v. Streng schrieb
mir einen netten Brief von Neuhoff aus. Sie bleiben
einige Wochen in Masuren. Sie hoffen mich zu sehen, vielleicht am 8. 2. in Lötzen! ...
Donnerstag, 16. 1.
1936
Frau Rievers meldete sich, Käthe ist ganz gesund. Dann bekam ich
von Homms die Einladung zur Silberhochzeit am 8. 2.
So Gott will, fahre ich hin und fragte bei Frau Wietrek
an, ob sie mich beherbergen kann.
Freitag, 17. 1. 1936
Brief von Karl, er meldet
uns klipp und klar seinen endgültigen Austritt aus dem Schuldienst. Es ist ihm
unmöglich, dort zu arbeiten. Er kann es einfach nicht. Armer Jung, so erblich
belastet, wie tut er mir in der Seele leid! ... Zu Friedrichs will er nicht
zurück ...
Sonntag, 19. 1. 1936
Karl schrieb, bemüht
sich um eine Hauslehrerstelle ... Elses 31. Geburtstag ...
Sonnabend, 25. 1. 1936
Karl schrieb, daß er die Stelle in Bukel(?)
annahm und Mittwoch dort zur Vorstellung war ...
Montag, 27. 1. 1936
Nach dem Abendbrot
erschien Karl mit Sack und Pack. Die Stelle in B. bekam er nicht ...
Montag, 3. 2. 1936
Mit dem 1. 2. ist der
Ablieferungszwang der Milch an die Meiereien in Kraft getreten. ...
Willimzig will sorgen, daß
wir von ihm auch weiter Butter beziehen. ...
Mittwoch, 5. 2. 1936
Karl macht noch einen
letzten Versuch und schrieb nach Elbing zwecks
Aufnahme in die Akademie. Früh war er in Lyck bei K(nispel), der ihm dazu riet.
Sonnabend, 8. 2. 1936
Karl erhielt von Elbing den Bescheid, daß er sich
im Herbst melden soll. ...
Fahrt nach Lötzen zu Homms Silberhochzeit.
Um ½ 5 Uhr ging ich zu Homms ... Tafel für 26
Personen ... Ich saß mit Herrn Rievers zu Tisch, Else
und Herr v. Streng in der Nähe. Wir unterhielten uns gut. ... Ich unterhielt
mich lange mit Ernst und Frau Rievers. Um Mitternacht gratulierte man Herrn Homm zu seinem 55. Geburtstag (*9.2.1881).
Montag, 10. 2. 1936
Rückfahrt nach Mrossen ...
Dienstag, 11. 2 .1936
... Wir sind froh, daß Karl den Walter hat (für Nachhilfestunden) ...
Sonnabend, 15. 2. 1936
Annas 58. Geburtstag
...
Sonnabend, 29. 2. 1936
Von Else der
Sonntagsbrief, ihre Bleibe in Deutsch Eylau auch noch
ungewiß....
Dienstag, 3. 3. 1936
Karl schrieb an D.L.B.
(Deutscher Lehrer Bund) und bat um Adressen, möchte sich etwas für ihn finden.
... Walter wird am 15. eingesegnet ...
Sonnabend, 7. 3. 1936
Um 12 Uhr hielt der
Führer die angekündigte Rede. Er geißelte den Pakt, den Frankreich mit den Bolschewiki
schloss, um Deutschland zu verderben. Damit ist der Locarno-Vertrag nichtig, und
Hitler hat die entmilitarisierte Zone im Westen besetzt. ... Der Reichstag ist
aufgelöst, die Neuwahl ist am 29. 3.
Dienstag, 10. 3. 1936
Voll Spannung hören
wir im Radio die Äußerungen der auswärtigen Staatsmänner zu Adolfs Rede ...
Freitag, 13. 3. 1936
Lore meldete, daß sie eine neue Stelle hat, in Zollerndorf
an der Strecke Arys-Sensburg. Wir freuen uns, daß sie uns näher ist. ...
Donnerstag, 19. 3.1936
Radio meldet: Der
Völkerbund hat den deutschen Standpunkt abgelehnt, was nun? ...
Freitag, 20. 3. 1936
In Locarno sind alle vier
Mächte gegen uns, wollen 20 km Rheinlandzone besetzen, aus der wir die Truppen
herausnehmen sollen. Das kann nett werden! ...
Montag, 23. 3. 1936
... In London spitzt
sich die Sache sehr zu, leider ...
Donnerstag, 26. 3.
1936
Der Führer hält
täglich Wahlreden, möchte sein Hals nicht versagen. ...
Heute wurde der
Schulneubau beschlossen ... Joswigs sind selig.
Freitag, 27. 3. 1936
... Abends zum Skat Frau
Joswig, selig, daß beide
Jungens versetzt. Karl hat dazu beigetragen.
Sonnabend, 28. 3. 1936
Lotte und Else kamen
an (Ferien) ...
Sonntag, 29. 3. 1936
Das Jungvolk zog mit
Fahnen und Plakaten durch die Gegend. Um 2 Uhr mit Anna zur Wahl im alten,
wohlbekannten Raum. ...
Montag, 30. 3. 1936
Die Wahlergebnisse
sehr gut, 98,95 %, noch nie da gewesen! ...
Lore wurde von Lotte abgeholt ...
Donnerstag, 2. 4. 1936
Im Radio hörten wir,
wie die letzte Friedensnote Hitlers in der Welt aufgenommen wird
...
Karfreitag, 10. 4.
1936
Die Post brachte für
Karl ein Angebot bei Grambergs in Possessern (Kreis
Angerburg) ...
Sonnabend, 11. 4. 1936
Karl ist bei Grambergs
angenommen, wir sind froh ...
Dienstag, 14. 4. 1936
Karl und Lotte fuhren ab ...
Donnerstag, 16. 4.
1936
Lore fuhr mittags ab
...
Montag, 20. 4. 1936
Hitlerwetter. Erhalte
ihn Gott uns noch lange. ... Lyck prangt im
Fahnenschmuck ...
Dienstag, 21. 4. 1936
Lore schrieb, sie
scheint gut aufgehoben, hat es sehr schwer in vier Klassen. ...
Sonntag, 26. 4. 1936
Willys 63. Geburtstag
...
Donnerstag, 30. 4.
1936
Karl kam bis Sonntag Abend her. Er erzählt viel. Es geht ihm gut, die
Zöglinge sind klug.
Dienstag, 5. 5. 1936
Lore kommt Donnerstag
mit ihrer Schülerin nach Lyck zur Prüfung ...
Mittwoch, 6. 5. 1936
Die Italiener sind
gestern in Addis Abeba eingezogen. Mussolini erklärte: „Der Krieg ist zu Ende.
Wir haben Abessinien erobert.“ Wie
werden die anderen Mächte reagieren? ...
Dienstag, 19. 5. 1936
Von Karl netter Brief.
Es geht ihm weiter gut. ...
Montag, 25. 5. 1936
An Lore der Bescheid, daß sie sich zum Umschulungskursus melden soll. ...
Dienstag, 26. 5. 1936
Knispel ist kommissarischer Landrat geworden ...
Donnerstag, 28. 5.
1936
Fahrt nach Lötzen zu Homms ... dort die
übliche Kaffeerunde, wir mit Frau Rievers schon die
Ältesten! ...
Freitag, 29. 5. 1936
Rückfahrt nach Mrossen ...
Sonnabend, 13. 6. 1936
... Um 6 Uhr erschien
Karl mit dem Rad, er sieht gut aus.
Sonntag, 14. 6. 1936
... Karl verließ uns
am Nachmittag. Otto begleitete ihn bis Wierczeiken.
Mittwoch, 17. 6. 1936
„Ferienfahrt“ zu
Heumanns (Kl. Gablick) ... Von Widminnen
holten mich Herr Heumann und Frau Carlsen ab ...
Sonnabend, 20. 6. 1936
Rückfahrt nach Mrossen ...
Sonntag, 28. 6. 1936
Auch Mrossen im Zeichen des Parteitags (in Lyck).
...
Freitag, 3. 7. 1936
... Karl erhielt die
Einberufung zur Prüfung nach Elbing am 10. 7.
Sonnabend, 4. 7. 1936
Um 3 Uhr kam Karl,
Lore schon gestern ... Lotte hat ein BDM-Lager aufgemacht ...
Sonntag, 5. 7. 1936
Herr Mühlenberg kam
sich in seiner neuen Würde vorstellen: Hauptmann beim Grenzschutz ..
Dienstag, 7. 7. 1936
Karl ging früh nach Sybba, (Fahrt nach Elbing zur
Prüfung) ...
Donnerstag, 9. 7. 1936
... Um 7 Uhr erschien
Karl ... Ob er bestanden hat, weiß er noch nicht.
Sonnabend, 11. 7. 1936
... Frau Kemke bat, wir möchten Tilla Jessat
für vier Wochen in Pension nehmen, damit sie bei den Kindern Nachhilfestunden
bekommen kann. Wir sagten Herrn Jessat zu, als er uns
anläutete. Freitag will er uns Tilla bringen.
Sonntag, 12. 7. 1936
Gestern hörten wir
eine kurze Rede von Göbbels, in der er verkündete, daß wir ein Freundschaftsbündnis mit Österreich geschlossen
haben. Wohl Papens Werk. ...
Am Nachmittag kamen
überraschend mit dem Auto die Insterburger: Herrmann,
Lottel, Martha, ...
Mittwoch, 15. 7. 1936
Karl erhielt die
Nachricht, daß er bestanden hat, wir sind froh.
Freitag, 17. 7. 1936
Um ¾ 3 Uhr trafen Herr
Jessat und Tilla ein. Jessat
ist in seiner netten Art unverändert und Tilla gefällt uns auch. ...
Sonntag, 19. 7. 1936
Zum Helfen beim
Einbringen der Ernte werden Volksgenossen von der Partei beauftragt, Koch
bestimmt es so ...
Nach dem Kaffeetrinken
erschien Seefeld, ohne Frau, ein müder Mann mit erst 55 Jahren. Es geht ihm mit
Herz und Nerven schlecht. Über Politik sprachen wir gar nicht.
Dienstag, 21. 7. 1936
... Die Stunden mit
Tilla sind nicht einfach. Dem Kind fehlt jede Grundlage.
Freitag, 22. 7. 1936
... In Spanien tobt
der Bürgerkrieg, hier Bolschewismus, da Faschismus!
Sonnabend, 1. 8. 1936
... Lore erhielt den
Bescheid, daß sie ihren Umschulungskursus von
Osterode aus machen kann, und zwecks Besprechung am 5. zum dortigen Schulrat
fahren muss.
Mittwoch, 5. 8. 1936
Lore fuhr um 6 Uhr ab
nach Osterode ... abends um 7 Uhr zurück. Es scheint als ob Lore die Sache von Zekans aus schaffen wird.
Donnerstag, 6. 8. 1936
Karl 29 Jahre alt ...
er wurde reich beschenkt ...
In Spanien tobt der
Bürgerkrieg weiter ...
Sonnabend, 8. 8. 1936
Lore erhielt von Frau Zekans die Nachricht, daß sie von
dort aus die Kurse in Osterode machen kann.
Dienstag, 11. 8. 1936
Lore fuhr ab nach
Osterode ...
Sonnabend, 15. 8. 1936
Gestern verließ uns
Tilla, 8 Pf hat sie zugenommen ...
Dienstag, 25. 8. 1936
Lore schrieb, in Deutsch
Eylau war es sehr nett für sie. ...
Freitag, 28. 8. 1936
... In Spanien sieht
es schrecklich aus.
Mittwoch, 2. 9. 1936
Lore meldete sich
kurz, in Osterode scheint es ihr gut zu gehen. Karl schrieb, ist mit Lotte am
Sonntag unterwegs gewesen.
Sonnabend, 5. 9. 1936
Lotte läutete an, sie
fährt morgen über Königsberg und Berlin nach Nürnberg ...
Mittwoch, 9. 9. 1936
... Wir hörten Heß und Adolf Hitler sehr gut sprechen, alles gegen Moskau!
Donnerstag, 10. 9.
1936
... Wir hörten die
Reden von Rosenberg und Göbbels. Ob der Welt endlich
ein Licht aufgehen wird, wenn sie hört, wie nahe uns der Kommunismus ist? Kaum.
Dienstag, 15. 9. 1936
Mein 64. Geburtstag
... viel Post und viele Gratulanten ...
Montag, 21. 9. 1936
... In Spanien ist es
furchtbar.
Donnerstag, 24. 9.
1936
... Else schrieb, sie
fährt in den Herbstferien nach Berlin.
Freitag, 25. 9. 1936
Morgen fährt Anna mit Knispels mit dem Auto nach Insterburg, Knispels weiter zum
Parteitag nach Königsberg.
Sonnabend, 26. 9. 1936
Um 6 Uhr kamen Karl und
Lotte aus Angerburg ...
Sonnabend, 3. 10. 1936
Karl erhielt den
Bescheid aus Elbing, daß er
am 20. dort sein soll. ... Was wird Gramberg sagen?
Freitag, 9. 10. 1936
Heute war mir recht plundrig, ich hatte große Schmerzen im Leib. Gott weiß, was
da sitzt, ich fürchte Schlimmes.
Sonntag, 11. 10. 1936
Gegen 9 Uhr ein Auto
... Frau Rievers und Kurt. Er hatte in Lyck zu tun, Frau Rievers blieb
hier, wir hatten viel zu erzählen. ...
Montag, 20. 10. 1936
Karl fuhr früh nach Elbing ab ...
Freitag, 23. 10. 1936
... In Spanien ist es
furchtbar ... Mit Italien verbrüderten wir uns ganz ...
Montag, 26. 10. 1936
... Mühlenberg hat den
Lehrer an den Nagel gehängt und tritt als Hauptmann ins Heer ein. Wenn sein
Vater das erlebt hätte!
Donnerstag, 29. 10.
1936
Von Else ein Brief,
Ostern wird sie wohl der Schule den Rücken kehren. ...
Dienstag, 3. 11. 1936
Karl schrieb, er hat
ein nettes, billiges Zimmer ... und schreibt auch sonst recht vergnügt ...
Donnerstag, 5. 11.
1936
Karl bat um Daten zur
arischen Abstammung ...
Dienstag, 10. 11. 1936
Lore schrieb, scheint
ruhig und eingelebt und kommt in die Partei. ...
Dienstag, 17. 11. 1936
Frau Zekans hat Lore heute gekündigt ... die Verhältnisse haben
sich zugespitzt, die Kinder werden frech, Lore ist mit ihren Nerven auf dem Riß. Es ist Zeit, daß sie
verschwindet.
Donnerstag, 26. 11.
1936
Lore ist nach Gr. Jerutten (Kreis Ortelsburg) an
die dritte Lehrerstelle einberufen ab 1. 12. ...
Sonnabend, 28. 11.
1936
... Lore erschien im
Auto um ¾ 7 Uhr mit Sack und Pack, sehr froh, Zollerndorf
mit allem hinter sich zu haben.
Montag, 30. 11. 1936
Lore fuhr ab, sie
kommt nicht nach Gr. Jerutten, sondern nach Piassutten (Kreis Ortelsburg).
Mittwoch, 2. 12. 1936
... Lore schrieb aus Piassutten, die Stelle ist planmäßig, sie ist dort dritte
Lehrerin. ...
Sonntag, 6. 12. 1936
Lore schrieb, sie
haben 14 Tage Grippeferien. Sie kam heute nach Hause ...
Freitag, 11. 12. 1936
Lore 28 Jahre alt ...
Donnerstag, 17. 12.
1936
... Wir freuen uns, daß Knispel endlich zum Landrat
bestätigt ist.
Sonnabend, 19. 12.
1936
... Karl traf am Abend
ein, ziemlich ab und schmal.
Montag, 21. 12. 1ß36
... Pietrzeniuk brachte den sehr schön gewachsenen Tannenbaum und
blieb zu langem Skat.
Mittwoch, 23. 12. 1936
Um 3 Uhr erschien Else ...
Donnerstag, 24. 12.
1936
Am Vormittag putzten
Else und Lore den Baum. ... Nach unserer Bescherung, dem Klavierspiel von Lotte
mit Gesang der anderen, hörten wir den Heß in seiner
Ansprache an die Auslandsdeutschen.
Donnerstag, 31. 12.
1936, Silvester
... So geht auch ein
Jahr wieder schlafen ... Trübe hängen die Wolken auch am politischen Horizont,
wird Hitler einen Ausweg finden? Gott helfe ihm! Karl und Lore in Sybba, Else und Lotte erwarteten das neue Jahr mit mir.
Sonnabend, 2. 1. 1937
... Im Rundfunk hörten
wir, daß der Kreuzer „Königsberg“ vor Spanien einen
roten Dampfer zum Sinken brachte, weil er sich nicht stoppen ließ. Ob das der
Auftakt zum Krieg ist?
Sonntag, 3. 1. 1937
Karl fuhr ab ...
Montag, 4. 1. 1937
Lotte, Else und Lore
fuhren ab ...
Dienstag, 12. 1. 1937
Else schrieb, sie hat
gekündigt, sie wird nun in Königsberg hören, wohin sie kommt.
Sonnabend, 23. 1. 1937
Von Karl ein langer
Brief. Gestern hielt er seinen ersten Vortrag „Rosenberg – Mythos des 20.
Jahrhunderts“. Wie wird er aufgenommen sein?
Sonnabend, 30. 1. 1937
... Um 1 Uhr setzten
wir uns an das Radio und hörten die Übertragung aus der Kroll-Oper.
Hitler sprach vorzüglich für Verständigung und Frieden. ...
Sonntag, 31. 1. 1937
... Gestern wehte zum
ersten Mal unsere eigene Fahne auf unserem Haus.
Montag, 15. 2. 1937
Annas 59. Geburtstag
...
Mittwoch, 17. 2. 1937
Lore fragt, ob sie
sich um die Stelle der vakant gewordenen Turnlehrerin in Osterode bewerben
soll? „Möchte ja schön sein“. Wir glauben, sie hätte daran mehr Freude als an
der Volksschullehrerin auf dem Lande, überließen aber ihr die Entscheidung....
Montag, 21. 2. 1937
... Lore schrieb, sie
möchte sich nun doch nach Lyck melden.
Dienstag, 23. 2. 1937
Else schrieb, sie geht Ostern ab und kommt nach
Hause. Wie es dann weiter wird? ...
Mittwoch, 24. 2. 1937
... Schlemminger ist nach Pillkallen
versetzt ab 1. 2., alle sind sehr froh darüber, können es auch, da Käthe in
gesicherter Lebensstellung. ...
Ich in der Schule zum
Gottesdienst ... hier Bekenner, hier deutscher Christ ... Warum sich um
Religion streiten? „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.“
Sonnabend, 27. 2. 1937
Lore muß sich Montag in Lyck dem
Bürgermeister vorstellen. ...
Sonnabend, 6. 3. 1937
Lore schrieb, sie ist
nach Lyck gewählt, wie froh sind wir darüber. ...
Sonnabend, 13. 3. 1937
... Karl zum Fest der
Handelsschüler in Sybba ...
Dienstag, 23. 3. 1937
Lore schrieb, am
Sonnabend erhielt sie die Verfügung nach Lyck.
Gründonnerstag, 25. 3.
1937
Lore und Lotte kamen
an ...
Dienstag, 30. 3. 1937
Else kam gestern ¾ 5
Uhr, sehr elend und herunter ... Deutsch Eylau gab
ihr den Rest! ...
Donnerstag, 1. 4. 1937
... Karl hat Sorgen
mit seiner pädagogischen Arbeit, fühlt sich ihrer nicht gewachsen ...
Montag, 12. 4. 1937
Lotte fuhr ab (nach
Angerburg) ...
Mittwoch, 14. 4. 19537
Lore ist es bis jetzt
in Lyck gut gegangen, sie betreut u. a. eine Klasse Osterlämmer ...
Donnerstag, 15. 4.
1937
Karl fuhr früh ab
(nach Elbing) ...
Montag, 26. 4. 1937
Willys 64. Geburtstag
... Karl meldete, daß er im Mai-Juni für drei Wochen
zum Militär muß. ...
Sonnabend, 1. 5. 1937
Wir hörten den Führer
am Vormittag zur Jugend sprechen. Wir hörten dann Baldur, sehr gut. Wir hörten
den Führer im Lustgarten die Ansprache ans Volk halten, sehr gut.
Montag, 3. 5. 1937
Vor 37 Jahren wurde Trudchen Heumann geboren. Ich war damals (1900) in Kl. Gablick und führte den Haushalt. ...
Dienstag, 4. 5. 1937
Karl kam aus Elbing mit Sack und Pack, der arme Jung. Und wie wird es
nun weiter? ... Pläne machen lohnt nicht ... Wir sagen uns, gut daß er in Elbing aufhörte. Er
hätte es doch nicht gezwungen, bei den Anforderungen, die heute gestellt
werden. ...
Freitag, 7. 5. 1937
Heute früh im Radio
eine tieftraurige Nachricht: Unser Luftschiff „Hindenburg“ in Amerika brennend
abgestürzt! ... Wie schwer für den Führer dieser Verlust und dadurch auch etwas
Prestige vor der Welt verloren. ...
Karl früh bei Knispel, vielleicht gelingt der Plan. ...
Sonnabend, 8. 5. 1937
Ich erhielt die Todesanzeige
von Herr Rievers. Er starb
an Krebs ... Ich habe in ihm einen treuen Freund verloren ...
Montag, 10. 5. 1937
Im „Beobachter“ ist
eine Stelle ausgeboten für Nachhilfe im Forsthaus für einen Obertertianer. Karl
meldete sich.
Dienstag, 11. 5. 1937
Else hat Lötzen von Königsberg zugewiesen bekommen und fährt morgen
nach dort. ...
Freitag, 14. 5. 1937
Elske traf ein, etwas
ab. ... Das Einleben in die neue Schule erfordert viel Kraft
Freitag, 28. 5. 1937
Karl meldete seine
gute Ankunft ...
Fahrt nach Lötzen zu Homms. Frau Homm mit Nervenschmerzen im Bett. ... Die Gäste alle
ausgeladen, nur Ernst und Dorchen da.
Sonnabend, 29. 5. 1937
... Nachmittag brachte
mich Eberhard auf den Eichhof, wo alles unverändert, nur Herr Rievers fehlt. ...
Sonntag, 30. 5. 1937
Wir hörten im Radio, daß rote Flieger die „Deutschland“ bombardiert haben ... 24
Tote, über 80 Verwundete ... Wer weiß, was da noch herauskommt. Wir sind in
Sorge.
Montag, 31. 5. 1937
Rückfahrt nach Mrossen ...
Dienstag, 1. 6. 1937
Die Welt regt sich
auf, die Lage ist ernst. Wir haben einen spanischen Hafen beschossen als
Vergeltung. Gibt es Krieg? Gott verhüte ihn. ...
Freitag, 4. 6. 1937
Herr Wedig verunglückte beim Auflegen eines Riemens in der
Mühle. Der Riemen schlug ihm gegen den Leib. Dr. Hellgard
nahm ihn ins Krankenhaus, wo er wegen innerer Blutungen operiert wurde.
Sonnabend, 6. 6. 1937
Else kam frisch und
vergnügt, es geht ihr gut im alten Lötzen. ...
Mittwoch, 9. 6. 1937
... Wedig geht es nicht gut, Rippenfellentzündung ist
hinzugekommen ...
Dienstag, 15. 6. 1937
...Willy besuchte Wedig in Lyck, dem es endlich
besser geht.
Sonntag, 19. 6. 1937
Else hat Ärger mit
ihrer Stelle, die evtl. nur bis zu den Ferien läuft ...
Montag, 21. 6. 1937
... Herrn Wedig geht es schlechter, hat Temperatur
...
Donnerstag, 24. 6.
1937
Lore war mit dem Rad
zur Schule gefahren, um ½ 12 Uhr zurück und dann mit der Bahn gen Skomatzko für 10 Tage in ein Lager.
Sonnabend, 26. 6. 1937
... Karl war gestern
mit dem Rad von Angerburg gekommen und holte heute seinen Koffer aus Lyck ...
Sonntag, 27. 6. 1937
... Abends zum Skat Pietrzeniuk.
Montag, 28. 6. 1937
... Karl erhielt aus
Königsberg Nachricht und fährt persönlich hin. ...
Mittwoch, 30. 6. 1937
Borkos Tod ist von Lotte auch in der „Preußischen“
angezeigt. (Am 26. 6. 1937 starb Prof. Heinrich Borkowski,
Studienrat i. R.) ...
Freitag, 2. 7. 1937
... Wedig geht es besser...
Sonnabend, 3. 7. 1937
Frau Kemke schrieb mir von Borkos Tod und
Einäscherung. Heute wird die Urne in Ursels Grab in Berghof beigesetzt. ...
Montag, 5. 7. 1937
An Lotte Borkowski schrieb ich ein paar Beileidsworte. ...
Lotte will in den Ferien
noch zwei Lager beziehen ...
Willy eröffnete Anna, daß er in die Stadt ziehen will, sie ist gleich dabei
gewesen. ...
Mittwoch, 7. 7. 1937
Else und Lore waren
sich die Wohnung für uns in Lyck besehen, sie gefällt
ihnen gut. ...
Donnerstag, 8. 7. 1937
W-s (Woyczechowskis) mit Else nach Lyck,
haben die Wohnung besehen und gemietet. ...
Sonntag, 11. 7. 1937
Noch drei Wochen
Ferien ...
Sonnabend, 17. 7. 1937
Wedig kam aus dem Krankenhaus
...
Sonntag, 18. 7. 1937
Koch ist heute
Nachmittag in Lyck. Alle Gliederungen der Partei sind
zu einer Kundgebung zusammengezogen worden ... Koch sprach 1 ½ Stunden, nahm
Partei für Knispel und rügte das Urteil des Gerichts
...
Montag, 19. 7. 1937
... Ich denke schon
viel an die große Veränderung am 1. 9.
Freitag, 23. 7. 1937
Karl erhielt ein
Angebot, sprach daraufhin telefonisch mit dem Förster J.,
der ihn für seinen 8-jährigen Sohn engagierte. ...
Sonntag, 1. 8. 1937
Ferien zu Ende, Lotte
fuhr ab ...
Montag, 2. 8. 1937
Karl und Lore fuhren
ab ...
Dienstag, 3. 8. 1937
Else schrieb, sie
kommt fort von Lötzen, wohin noch ungewiß
...
Freitag, 6. 8. 1937
Karl 30 Jahre alt ...
Mit Anna in Lyck die Wohnung besehen, die groß, hell und geräumig ist,
aber wir werden heizen müssen ...
Sonntag, 8. 8. 1937
Karl dankte für die
Glückwünsche. Er hilft auf dem Felde, da fremde Hilfe dort knapp. ...
Montag, 16. 8. 1937
Riesenwäsche, die
letzte in Mrossen ...
Freitag, 20. 8. 1937
Else hat eine
Vertretung am Lycker Oberlyzeum bekommen ...
Sonnabend, 21. 8. 1937
Else in Lötzen, um dort alle Brücken abzubrechen ...
Sonntag, 29. 8. 1937
... Abends Pietrzeniuk zum letzten Skat. So geht alles zu Ende ...
Montag, 30. 8. 1937
Letzter ganzer Tag im
lieben Mrossen ...
Anna nahm mit Willy
noch Abschied vom schönen Wald, der sie gesund gemacht hat ...
Dienstag, 31. 8. 1937
Wer hätte das gedacht
vor einem Jahr, daß wir unser schönes Mrossen heute verlassen werden? ...Um 8 Uhr erschienen die
Packer ... in ein paar Stunden war alles vorbei, und wir verließen Mrossen für immer. ...
Ende des 4. Bandes
(1929-1937)